Sauerbrunn in Ladis seit 1212
Trinkkuren mit heilender Wirkung
Die Reichen und Mächtigen ließen sich das Sauerwasser sogar bis nach Innsbruck liefern. Kein Wunder, werden ihm doch heilende Wirkungen zugeschrieben: Trinkkuren mit dem Sauerbrunn und Schwefelwasser sollen den Sohn von Erzherzog Ferdinand II. geheilt haben. Der dankbare Vater ließ daraufhin eine rote Marmorsäule errichten. Sie steht heute noch. Damals war die Quelle so stark, dass das Wasser meterhoch aus dieser Marmorsäule in die Luft sprühte. Aufgrund eines Erdbebens 1671 wurde die Quelle jedoch schwächer. „Geringe Schüttung“ nennt man das im Fachjargon, erklärt uns die Seniorchefin Burgl. Man merkt, dass ihr die Hausquelle und ihr Wasser am Herzen liegen.
Kurort mit Prominenz
Überhaupt weiß die Seniorchefin Burgl einiges über diesen mystischen Ort zu berichten. Galt die Quelle und das dazugehörige Hotel doch früher als heilender Kurort. Die ältesten Schriften über die Quelle stammen aus dem Jahre 1461. Damals baute man ein Dach über die Quelle. Heute befindet sich an dieser Stelle das Wohnhaus. Doch ein Teil des prunkvollen Altbestandes ist bis heute erhalten geblieben und zeugt von der damaligen Zeit. Der alte Teil des heutigen Wohnhauses war die sogenannte Wandelhalle. Hier flanierten die prominenten Gäste.
Die Seniorchefin ist seit 80 Jahren hier. Sie erzählt über die guten alten Zeiten. Vom Hotel, das ständig erweitert wurde und in dem wichtige und bekannte Prominente der früheren Zeit auf Kur waren. Burgl erzählt von ihrem Großvater, der Arzt war. 1912 kaufte er die Anteile der anderen Mitbesitzer ab. Ab diesem Zeitpunkt führte der Großvater von Burgl das Hotel als Kurarzt alleine weiter. Über 100 Gäste fanden hier Platz. Sogar der damalige Bundeskanzler Raab und seine Gattin kamen über 12 Jahre lang hierher auf Sommerfrische und genossen die Wirkung der Kurbäder. Die Frau des Bundeskanzlers war nach einem Schlaganfall gelähmt. Burgl erzählt, dass ihr der 3-wöchige Kuraufenthalt in Obladis immer sehr gut tat. Auch der Bundeskanzler war gerne hier. Jeden Tag besuchte der katholische Kanzler die Kirche und ministrierte. Ja, das waren die guten Zeiten, so erzählt uns Burgl. Bis im Jahr 1972 das Hotel schließlich abbrannte. Sie schaut mich ernst an und sagt, man wisse bis heute nicht, ob es Brandstiftung war.
Das Sauerwasser schmeckt wirklich sauer
Der erste Schluck Wasser schmeckt wirklich sauer. Mineralisch und prickelnd. Kaum gekostet, will man mehr. Vom Tal aus führt ein netter Spazierweg hierher. Nach dem Aufstieg tut die kühle Erfrischung richtig gut. Langsam rinnt – oder besser rieselt – das Sauerwasser in den Brunnen. Daneben sprudelt das Schwefelwasser. Wir kosten beides. Mir schmeckt‘s, bei meiner Begleitung stößt das Schwefelwasser jedoch auf wenig Begeisterung. Beim Säuerling sind wir uns einig: Den finden alle gut und reihen sich damit in eine lange Reihe von Liebhabern des Sauerbrunnens ein. Den Namen „Sauerbrunn“ verdankt die Quelle ihrem hohen Gehalt an Kohlensäure. Zusätzlich zur natürlichen Kohlensäure hat das Sauerwasser auch einen hohen Mineralstoffgehalt. Wenig Kochsalz, aber viel Magnesium, Calcium und Sulfat machen es ideal für Trinkkuren und sollen bei Gastritis, Asthma, Sodbrennen und Verdauungsproblemen helfen.
Österreichs höchstgelegene Abfüllanlage
Das kleine, feine Tiroler Familienunternehmen füllt 300.000 Flaschen jährlich ab. So viele, wie große Hersteller an einem Tag. Doch man darf nicht vergessen, dass der Sauerbrunn Österreichs höchstgelegene Abfüllanlage ist. Auf 1.386 Metern entspringt die Heilquelle. Früher gab es sogar eine Materialseilbahn, mit der das abgefüllte Heilwasser ins Tal transportiert und von dort in die Welt geschickt wurde. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist das Tiroler Sauerwasser bis nach Russland und Abessinien geliefert worden – wenn das kein Beweis für Güte ist!
Wir nehmen jedenfalls noch einen Schluck vom Sauerwasser und füllen unsere Trinkflaschen mit dem kostbaren Nass auf. Dann geht es wieder zurück nach Ladis – jetzt bequem mit Gefälle und begleitet vom Rauschen des Baches.
Wasserweg - Nomen ist Omen
Wir starten talwärts, immer dem Bach entlang. Hier dreht sich alles um den Namensgeber! Kleine Bächlein, Mühlräder und ein Waalnetzwerk, das sich sehen lassen kann. Vorbei an kleinen Highlights: Der Bach wird hier über ein ausgeklügeltes Waalsystem geleitet. Für Kinder ein toller Abenteuerspielplatz. Aber auch Erwachsene sind von diesen Wasserspielen begeistert. Als geschichtlicher Ausflug zum Kennenlernen dieser jahrhundertealten, alpinen Bewässerungstechnik bietet sich der Waal- und Wasserweg an. Waale sind Bewässerungskanäle, um Wasser über lange Distanzen zu leiten und trockene Gebiete zu bewässern. Der Waal in Ladis ist ganz klassisch aus ausgehöhlten Holzstämmen gebaut.
Positiver Nebeneffekt der tollen Kulisse: Man merkt gar nicht, dass es mitunter recht steil nach unten geht, weil es so viel zum Schauen gibt. Nach einer Dreiviertelstunde Gehzeit sind wir dann wieder in Ladis angelangt. Und Müde.