Backstage bei den Bergbahnen - Teil 2
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Eine Station, die plötzlich Beine bekam
Wie im Blogartikel Backstage bei den Bergbahnen Teil 1 abschließend angemerkt, folgt nun der zweite Blick auf die Revisionsarbeiten.
Ich war bei der Verschiebung der Mittelstation der Schönjochbahn live dabei. Beinahe „leichtfüßig“ tänzelte das Schwergewicht unter der Regie von Doppelmayr auf 1.920 Metern in die gewünschte Position. Die verschiebbare Mittelstation selbst und die umliegenden Stützen wurden wieder ins rechte Lot gebracht. Laut Betriebsleiter Daniel Spiss, mit dem ich dieses Mal auf dem Fahrweg zur Mittelstation gelangte, ist die Verschiebung ein absolutes Novum. So was sieht man also nicht alle Tage.
Die Natur ist immer in Bewegung und lässt sich von den menschgemachten Kreationen nicht immer beeindrucken. Um die Untergrundbewegungen rund um die verschiebbare Mittelstation auszugleichen und diese wieder in Position zu bekommen, war ein großer technischer Aufwand notwendig. Ein wahrer Kraftakt spielte sich vor meinen Augen ab: Tonnen mussten bewegt werden. Um dies zu bewerkstelligen, bekam die Bergbahn Besuch von Elmar, einem Mitarbeiter der Firma Doppelmayr. Die Schönjochbahn sei zwar durchaus kein alltägliches Projekt, Verschiebungen von Stationen und Stützen sind jedoch keine Seltenheit.
Über eine steile Leiter gelangte ich in den oberen Teil des Stationsgebäudes, das unter anderem neben dem Antriebsmotor, dem Getriebe, der Betriebs- und Sicherheitsbremse auch noch zwei Korridore beherbergt, die mich auch schon zu Elmar leiteten. Umgeben von allerlei Technik, wies mich Daniel auf einige Seilbahnbestandteile hin, die ebenfalls revidiert oder nach Ablauf ihrer Zeit getauscht werden müssen. Die Räder, unter denen die Gondeln durchfahren, nutzen sich beispielsweise nach einer gewissen Zeit ab. Schon mal gefragt, warum die Gondel so angenehm langsam wird beim Einsteigen? Die Räder sind für die Beschleunigung beim Ausfahren bzw. Bremsen beim Einfahren zuständig. Wer braucht schon Stress im Urlaub?
Elmar erklärte mir, dass die Station immer auf die Seilachse ausgerichtet werden muss. Dazu besprühte er die Rollen mit weißer Farbe, um zu sehen, wo das Seil die Rollen genau berührt. Hier geht es um Millimeterarbeit. Insgesamt wurde die Station um 34 Millimeter verschoben. Dabei mussten 40 bis 60 Tonnen bewegt werden.
Auch die Stützen wurden ins Lot gebracht. Die erste Stütze Richtung Bergstation wurde erfolgreich um 100 Millimeter verschoben. Interessant: Die Stützen können in allen Richtungen manövriert werden. Eine technische Meisterleistung mit der den Untergrundbewegungen erfolgreich getrotzt wird.
Diverse Hilfsmittel kommen zum Einsatz, um die Tonnen in Bewegung zu versetzen. Auf das überstehende Gewinde wird ein sogenannter Überspannzylinder aufgedreht. Der hydraulische Druck wird anschließend von einer Hydraulikpumpe aufgebracht.
Safety First
Nach meinem Besuch erscheint mir das montane Fortbewegungsmittel noch sicherer. Die Gäste in Serfaus-Fiss-Ladis können sich gut behütet fühlen. Ein kleiner Auszug aus den Sicherheitseinrichtungen: Neben einer Betriebsbremse verfügt eine Seilbahnanlage auch noch über eine Sicherheitsbremse, die unmittelbar auf die Seilscheibe greift. Somit kann immer gewährleistet werden, dass im Notfall die Anlage zum Stillstand gebracht wird.
Beim Einfahren in die Station wird die Klemme der Gondel vom Seil gelöst. Fährt die Gondel wieder hinaus, wird die Klemme automatisch wieder geschlossen und umgreift das Seil. Sollte aus irgendeinem Grund die Klemme nicht richtig am Seil sitzen, so wird die Bahn sofort gestoppt. Eine Blende überprüft die richtige Lage der Klemme. Ganz schön ausgeklügelt.
Alle fünf Jahre ab Erstbetrieb sind alle Seilbahnanlagen vom TÜV AUSTRIA zu überprüfen. Hierbei handelt es sich um eine akkreditierte Inspektionsstelle für den Seilbahnbereich.
438 Schienen zum Rodelglück
Neben den Revisionsarbeiten an den Bahnanlagen nimmt auch der Sommer-Funpark Fiss Gestalt an. Ganz schön aufwendig: Die Streckenführung der 2,2 Kilometer langen Sommerrodelbahn Fisser Flitzer wird jeden Sommer neu aufgebaut. Der Aufbau dauert dabei ca. 10 Tage. Nicht schlecht: 438 Schienenteile müssen wieder eine Einheit werden, damit der Nervenkitzel im Sommer garantiert ist.
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- Backstage-bei-den-Bergbahnen-I
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- Backstage beim TVB-Infrastrukturteam
- Backstage bei den Beschneiern I