Backstage bei den Beschneiern - Teil 1
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Kanonen, Kunst und Correctness
Bei meinem Besuch bei den Serfauser "Schneibern“ trete ich zugleich in zwei Fettnäpfchen. Gleich zu Beginn werde ich beim Gebrauch des Wortes SCHNEEKANONE korrigiert. „Andrea, das heißt Schneeerzeuger, nicht Schneekanone. Obwohl wir das Wort Kanone intern schon auch verwenden, aber wenn man es genau nimmt, ist es nicht richtig“, erklärt mir einer der Beschneier. Auch KUNSTSCHNEE rutscht mir mehrmals raus. Ups. Aber bin ich hier auch auf der falschen Fährte? „Bei Kunstschnee weiß natürlich jeder, was damit gemeint ist. Es heißt aber Maschinenschnee oder technischer Schnee. Künstlich ist am Schnee nämlich rein gar NICHTS. Unsere Anlagen werden mit einem Luft-Wasser-Gemisch betrieben. Es werden keinerlei chemischer Zusätze verwendet“, so Norbert.
❆Wissenswertes
Der Schneeerzeuger orientiert sich immer an der sogenannten FEUCHTKUGELTEMPERATUR. Das ist das Verhältnis zwischen Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur. Ist beispielsweise „-2,5 Grad Feuchtkugel“ eingestellt, dann startet die Kanone, wenn dieser Wert erreicht wird bzw. der Schwellwert für längere Zeit leicht unterschritten wird. Bei Abweichungen geht sie automatisch in den Modus „Warten“.
Und wann herrschen die BESTEN BEDINGUNGEN? Norbert liefert mir die Antwort: "Die optimale Temperatur zum Beschneien liegt bei -7 bis -10 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 30-40 %. Generell gilt: Je trockener die Luft, desto besser. Zudem sollte es in einer optimalen Schneinacht windstill sein. Ob wir beschneien können, hängt eben von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Es funktioniert auch bei +1 Grad. Dann brauchen wir aber eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit von 10%."
Die GRUNDBESCHNEIUNG dauert etwa einen Monat. Sie ist die Basis für den Naturschnee und sorgt für die Flurerhaltung. Von Mitte Oktober bis Ende Februar wird beschneit. Die Revision der ersten mobilen Kanonen kann somit bereits im März beginnen. Zudem sorgt die moderne Schneehöhenmessung dafür, dass der Schnee von den Pistenbully-Fahrern optimal verteilt wird und eine punktgenaue Schneeerzeugung erfolgen kann. "Wir stellen nur so viel Schnee her, wie notwendig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Wir setzen auf Effizienz", erzählt Teamleiter Norbert.
Mein Fazit
Die Arbeit der Beschneier ist äußerst vielfältig. Unglaublich, dass einige Mitarbeiter das ganze Jahr bei der Seilbahn Serfaus als „Schneiber“ angestellt sind. Hättest du das gewusst? Es dreht sich also nicht immer alles um Schnee. Von März bis zum Wintersaisonstart werden Jahr für Jahr alle Beschneiungsanlagen in Schuss gebracht. Während der Winter von Kontrollfahrten geprägt ist, fallen im Sommer für die Mitarbeiter technische Aufgaben an. Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis werden vorausgesetzt. „Und auch ein wenig fanatisch muss man für diesen Beruf sein. Meine Jungs brennen für ihren Job“, lächelt Teamleiter Norbert, der bereits seit 1995 bei der Seilbahn Komperdell arbeitet.
Teil 2
Im zweiten Teil dieser Blogserie habe ich die Beschneier bei ihren Kontrollfahrten begleitet. Nicht verpassen und gleich reinkicken!