SFL-Buchtipp: Sport- und Kurort Ladis
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Ladis ist anders. Irgendwie historischer.
Schon allein die hohe Dichte an denkmalgeschützten Häusern auf 1.192 m ist beachtlich. Es sind 21 an der Zahl. In diesem Tiroler 500-Seelen-Dorf kann ich mich also sprichwörtlich im Kreis drehen und bin stets von Geschichte umgeben. Das 400 Jahre alte Hanni’s Haus ist dabei nur eines von vielen steinernen Zeitzeugen.
Dass jedoch nicht nur denkmalgeschützte Objekte die Geschichte von Ladis nachhaltig geprägt haben, zeigt sich eindrucksvoll im aktuellen Buch der Gemeinde Ladis „Sport- und Kurort Ladis“. Applaus, Applaus für das einst legendäre Kurhotel in Obladis, das es heute leider nicht mehr gibt.
Um jenes noble Etablissement 200 Meter oberhalb von Ladis drehen sich nämlich alle G’schichtla in diesem Buch. Und diese wollen nun (von mir) gelesen werden.
Bling-Bling
Ich weiß, ich weiß: Man sollte ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen. Aber ich kann einfach nicht anders: Ich fahre mit den Fingern über die stilvoll geprägten Goldlettern auf dem Einband und bewundere die schicke Aufmachung. Das goldige Außen unterstreicht schon mal den positiven Anklang, den das Buch seit seiner Erscheinung 2022 bereits genießt.
Vom Inneren, also vom Gehalt meiner vorliegenden Lektüre, will ich mich nun selbst überzeugen und blättere die ersten Seiten durch.
180 Seiten, 40 Zeitzeugen
Die blaue Lektüre ist dick. Genauer gesagt 180 Seiten dick und reich bebildert. Dank dem Mitwirken der Bewohner aus Ladis, ehemaliger Kurgäste oder Personen, die dort ihre Dienste angeboten haben (Erdbeerkinder, Sänftenträger, Skilehrer,…) wurde die Geschichte rund um das Hotel aufgearbeitet. Zu ihrem Dank sind einige von ihnen gleich zu Beginn mit Bildern namentlich erwähnt. Wenn ich so in ihre Gesichter blicke, frage ich mich, was sie der Autorin Elisabeth Zangerl im Interview wohl ausgeplaudert haben.
Ich lese neugierig weiter.
50 Jahre
Gleich auf den ersten Seiten wird klar: Es ist kein reiner Zufall, dass die Buchpräsentation am 9. Dezember 2022 im Rechelerhaus in Ladis stattfand.
Genau 50 Jahre zuvor endete nämlich die goldene Ära des Hotels (und da wären wir wieder beim prachtvollen Goldeinband). Das „Kur- und Sporthotel“, wie es später vom zweiten Besitzer getauft wurde, wurde ein Raub der Flammen. Als die Feuerwehrmänner eintrafen, brannte der fünfstöckige Gebäudekomplex lichterloh. Das Wasser aus dem Schwimmbad reichte nicht und das Legen der Leitung vom Dorfweiher hinauf zum Hotel dauerte viel zu lange. Die Brandursache ist selbst ein halbes Jahrhundert später noch ungeklärt. Das beliebte Kurhotel wurde allerdings nicht mehr aufgebaut.
Glück im Unglück: Die Flammen griffen nicht auf den angrenzenden Wald über und auch nicht auf die Dependance, also auf das Nebengebäude, in dem bis heute Familie Kirschner wohnt. Dort betreiben sie heute ein kleines Café und eine Pension.
140 Jahre
Das Ereignis in den 70er-Jahren ist für die Bewohner des Dorfes nur schwer zu verdauen. Geredet wird noch immer darüber. Aber das ist in einem Dorf ja nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist aber – wie ich beim Weiterschmöckern herausfinde – wie modern das einstige Nobelhotel am Berg doch war. Kein Wunder, dass Obladis ein wahrer Magnet für die internationale High Society aus nah und fern (USA, Saudi-Arabien,…) war.
Die Unterkunft glänzte mit allerlei Annehmlichkeiten: Zentralheizung, Kalt- und Warmwasserleitungen, elektrischem Licht, täglicher Postzustellung, fernmündlicher Dauerverbindung, ärztlicher Betreuung, Kurmittel und Bäder – Ladis ist schließlich nach wie vor bekannt für sein sauer schmeckendes Heilwässerchen namens Sauerbrunn – Schwimmbad mit Kinderplanschbecken,… Für die damalige Zeit war es ein äußerst modernes Haus.
Bis die Flammen kamen, brodelte 140 Jahre lang das Kurleben hoch oberhalb von Ladis. In diesen Jahren floss einiges an Wasser die Quelle hinunter und es ist sowohl in den Sommer- als auch Wintermonaten viel passiert. Tourismus gab es das ganze Jahr über, jedoch nicht zeitgleich, wie ich herausfinde. Zuerst gab es die Sommerfrische. 1835 startete das Hotel in seine erste Sommersaison. Fast 80 Jahre vergingen, bis das Hotel auch Wintersportler beherbergte und der organisierte Skilauf Einzug hielt.
Die Bucheinleitung bringt es auf den Punkt: Man kann heute natürlich „nicht sicher sagen [...], wie sich Ladis ohne sein Kurhotel touristisch entwickelt hätte. Nur soviel: Anders wäre es gewesen.“ Die Geschichte von Ladis ohne das Kurhotel ist für mich (und viele andere) aber nur schwer vorstellbar.
33 Themen
Das Buch anlässlich des 50-jährigen Gedenkens an den zerstörerischen Brand umfasst viele weitere Themen und ist in rund 33 Abschnitte unterteilt. Es wird etwa über das frühere Kindersanatorium Neuegg, das Hotel Bad Ladis, die Erdbeerkinder und auch über die touristische Entwicklung von Ladis geschrieben. „Mit den Erdbeerkindern hat dieses Buchprojekt seinen Anfang gefunden“, erzählen Initiator und ehemaliger Bürgermeister Florian Klotz und Autorin Elisabeth Zangerl.
FAZIT
Das Buch ist liebevoll gestaltet und thematisch äußerst umfangreich. Darin wird versucht, die wichtigen Ereignisse des Dorfes interessant und bildreich aufzuarbeiten. Ob ihnen das gelungen ist? Definitiv! Applaus, Applaus meinerseits für das neue Lader Dorfbuch „Sport- und Kurort Ladis“. Empfehlungsrate: 100%.
Wo kriege ich das gute Stück Geschichte?
Das Buch ist derzeit hier erhältlich: im Skischulbüro Fiss und Ladis, im Shop der Fisser Bergbahnen und in den Infobüros des Tourismusverbandes in Serfaus, Fiss und Ladis. Viel Freude beim Lesen.
Herausgeberin: Gemeinde Ladis, Dorfstraße 8, 6532 Ladis
Redaktion: Elisabeth Zangerl, Max Senn, Florian Klotz, Marco Senn
Autorin: Elisabeth Zangerl
Gestaltung: CherryBomb Werbeagentur, Ingrid Klien, www.cherrybomb.at
Ersterscheinung: Dezember 2022