Wenn die Berge brennen...
Stolz auf unsere Bräuche
Wir Tirolerinnen und Tiroler sind oftmals schon ein eigenes Volk. Wir beharren auf unserer Meinung, ja oftmals wird uns sogar Sturheit nachgesagt. Wir haben zahlreiche Dialekte und sind sehr traditionsbewusst. Unsere zahlreichen Bräuche pflegen wir mit viel Stolz und Dankbarkeit. Solch ein Brauch sind auch die Herz-Jesu-Feuer, welche in Nord-, Ost-, Süd- und Welschtirol (Region Trentino), jährlich am dritten Sonntag nach Pfingsten entzündet werden.
Wenn die Berge seit über 200 Jahren nach Einbruch der Dämmerung zu brennen beginnen und zahlreiche religiöse Symbole wie Kelche, Rosenkränze, Kreuze und die Zeichen Christi (INRI oder IHS) zu erkennen sind, kommen nicht selten auch einem alteingesessenen Tiroler die Tränen und zahlreiche Gäste und Einheimische geraten ins Staunen. Unser Land verharrt in kurze Stille. Was es mit diesem Brauch auf sich hat, möchte ich euch in diesem Blogartikel gerne etwas näher bringen.
Das "Herz-Jesu-Gelöbnis" von 1796
Im Jahre 1796 rückten die Napoleonischen Truppen immer näher an Tirol heran und das Land wurde im April in Kriegsbereitschaft versetzt. Dies bedeutete, dass alle waffentauglichen Männer und Burschen eine militärische Schulung erhielten und schon drei Wochen später wurde ein rund 7.000 Mann starkes Heer an die Grenzen geschickt.
In Bozen trat ein Ausschuss zusammen, um über die aktuelle Situation und die weitere Vorgangsweise zu beraten. Schlussendlich war es ein Vorschlag von Anton Paufler, dem damaligen Pfarrer von Wildermieming, welchen der Stamser Abt Sebastian Stöckl aufgegriffen hatte und dem Tiroler Landtag präsentierte.
"Vertrauen wir unser Land dem Heiligsten Herzen Jesu an und erbitten wir dadurch göttlichen Beistand", so der Stamser Abt zum Landtag. Dieser Vorschlag wurde begrüßt und von allen Ausschussmitgliedern einstimmig angenommen.
Man achtete im Speziellen darauf, dass dieser feierliche Schwur das ganze Land betraf. Dieser Schwur hatte zur Folge, dass der Landsturm einen bis dahin noch nie erlebten Zulauf an Freiwilligen erlebte, welche bereit waren, ihr geliebtes Land Tirol mit allen Mitteln zu verteidigen. Um den Landsturm in allen Gegenden Tirols einzuberufen, entzündete man auf den Berggipfeln Signalfeuer, da diese damals die einfachste und schnellste Form der Kommunikation waren.
Als es den Tiroler Truppen, rund um den bekannten Freiheitskämpfer Andreas Hofer, daraufhin überraschend gelang, die Französische und Bayrische Übermacht zu besiegen, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zu einem hohen Feiertag ernannt.
Auf zum Schwure - Das Herz-Jesu-Lied
Auf zum Schwur, Tiroler Land,
heb zum Himmel Herz und Hand!
Was die Väter einst gelobt,
da der Kriegssturm sie umtobt:
Das geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Das geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Fest und stark zu unserm Gott
stehen wir trotz Hohn und Spott,
fest am Glauben halten wir,
unsres Landes schönster Zier.
Drum geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Drum geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Auf dem weiten Erdenrund
gibt es keinen schönern Bund.
Lästern uns die Feinde auch,
Treue ist Tiroler Brauch.
Drum geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Drum geloben wir aufs Neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Text: Josef Seeber
Melodie: Ignaz Mitterer
Das Lied entstand im Jahre 1896
Ein imposantes Bergfeuer in Fiss
2009 feierte man in Tirol das Andreas-Hofer-Gedenkjahr. Man erinnerte sich an 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf.
Die Fisser Schützen haben sich mithilfe fast aller Fisser Vereine für dieses Gedenkjahr ein imposantes Bergfeuer überlegt und dieses auch durchgeführt. Ein überdimensionaler Adler, welcher das Tiroler Landeswappen ziert, und die Jahrzahl 1809 wurden unterhalb des Grates zum Erleuchten gebracht und sorgten für zahlreiche offenstehende Münder. Auch die ein oder andere Träne war zu sehen.
Vorbereitungsarbeiten
Ein Bergfeuer brennt nicht von alleine. Es benötigt einiges an Vorarbeiten. Das gesamte Material muss auf den Berg transportiert werden. Früher war dies natürlich deutlich beschwerlicher als heute. Nichtsdestotrotz sind jährlich zahlreiche freiwillige Helfer, von ganz jung bis ganz alt - oder besser gesagt - vom "Bergfeuerneuling" bis zum "Bergfeuermeister" mit viel Einsatz und Stolz dabei. Nicht nur Überlegungen nach dem "was mach mr" oder "wo mach mrs" stehen im Raum. Am Hang muss alles vermessen und genau aufgebaut werden, damit in der Nacht auch alles ordnungsgemäß brennt und die Symbole klar und deutlich zu erkennen sind. Natürlich wird auch an die Natur gedacht und es werden brandschutztechnische Vorbereitungen getroffen.
Herz-Jesu-Feuer in Serfaus-Fiss-Ladis - Ein paar Tipps
Viel Arbeit steht für die Herz-Jesu-Feuer immer an. Schlussendlich muss man aber immer auf gutes Wetter hoffen.
Ich habe ein paar Tipps für euch, was in Serfaus-Fiss-Ladis heuer los sein wird und von wo aus ihr die Bergfeuer am besten beobachten könnt.
Serfaus:
20.00 Uhr: Dorfmarsch und Konzert der Musikkapelle Serfaus beim Musikpavillon.
Bester Blick auf die Bergfeuer: Rund um die Muirenkapelle.
Fiss:
20.30 Uhr: Herz-Jesu-Konzert am Fonnesplatz (beim Gemeindeamt - Bergtöne-Bühne).
Bester Blick auf die Bergfeuer: Direkt am Fonnesplatz oder bei der Parkgarage an der Ortseinfahrt nach Fiss.
Ladis:
Bester Blick auf die Bergfeuer: Auf den Balkonen mit Blickrichtung Kaunergrat, beim unteren Ortsende bzw. Ortsanfang von Ladis oder beim Seilbahnparkplatz.
Lasst euch dieses einmalige Spektakel nicht entgehen. Allen Bergfeurern wünsche ich bestes Gelingen und ich freue mich schon auf atemberaubende Bilder.