In Fiss schlägt ein rätoromanisches Herz
Fiss, ein „Stern“ des touristischen Dreigestirnes Serfaus-Fiss-Ladis, hat lange und vor allem alte historische Wurzeln. Verlief doch die römische Heeresstraße, die Via Claudia Augusta durch Fiss. Ich wollte bei einem Besuch in Fiss die letzten noch bestehenden rätoromanischen Häuser etwas näher anschauen.
Der Dorfkern von Fiss gehört unbestritten zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes. Denn das rätoromanische Erbe ist auch hier noch auszumachen. Wie zum Beispiel das mächtige ‚S'Paules und S'Seppls Haus‘ nahe des Dorfzentrums. In diesem wuchtigen Gebäude ist heute das Heimatmuseum untergebracht.
Rätoromanische Häuser stehen einander zugewandt
Rätoromanische Häuser wurden ursprünglich zu Ensembles gruppiert. Durch die Kriege wurden auch die Dörfer des Sonnenplateaus im Oberen Gericht in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem der Einfall der Appenzeller Bauern hatte nachhaltige Konsequenzen: die Bauern brannten die Dörfer bis auf ihre Grundmauern nieder.
Beim Wiederaufbau verwendete man dann statt Holz eben Stein. Und: Die Häuser rückten näher zusammen. Damit wurde die Verteidigungsmöglichkeit entscheidend verbessert. Die Gefahr einer Feuersbrunst stieg jedoch beträchtlich.
Die wenigen, noch in rätoromanischem Stil gebauten Häuser in Fiss stehen einander zugewandt um kleine Plätze mit Brunnen in der Mitte. Und weshalb sind sie nicht der Sonne zugekehrt? Die Rätoromanen hatten funktionierende genossenschaftliche Dorf- und Wirtschaftsorganisationen und deshalb dem Dorfplatz mit dem Brunnen oder der Straße zugewandt.
Auf der Via Claudia
Beim Kores-Haus mit seinem einzigartig-massiven Runderker biegt die Via Claudia ab. Etwas weiter der Via Claudia folgend erreicht man den Durchfahrtshof Praxles mit seiner originalen Fassade. So hat Fiss einmal ausgeschaut, denke ich mir.
In Blickweite des Praxles-Hofs ragt die Fisser Kirche zum Hl. Johannes dem Täufer in den blauen Himmel. Der Platz vor der Kirche mit dem Brunnen vermittelt wiederum ein wohliges Gefühl mit viel Holz an den Gebäuden. Eine schmale Gasse führt dann zur Galerie am Kirchplatz, die zusammen mit der Kirche ein schönes Ensemble bildet.
Ja, und in Fiss existiert noch das Wort „CHESA“, das im benachbarten rätoromanischen Teil von Graubünden allerorten auftaucht. Chesa bedeutet Heim, zuhause, Wohnung. Also ein allerletzter Rest der wohlklingenden rätoromanischen Sprache hat sich doch auch noch in den Hausbezeichnungen in Fiss erhalten.
Dass Fiss im Winter sehr attraktiv für Urlauber ist, steht außer Zweifel. Das Bergpanorama ist absolut einzigartig, die Landschaft wunderschön. Für mich ist es aber keine Überraschung, dass Fiss auch im Sommer als Urlaubsort sehr gefragt ist. In Fiss sieht man an diesen Häusern noch die bäuerlichen und architektonischen Wurzeln und das allein schon ist für viele Menschen in diesen hektischen Zeiten besonders wichtig.