Beschneiung in Serfaus-Fiss-Ladis
Anfang Jänner, ein perfekter Skitag in Serfaus-Fiss-Ladis liegt hinter mir. Traumhaftes Wetter. Bestens präparierte Pisten. Staubender Schnee!
Ich mache die letzten Schwünge hin zur Talstation der Schönjochbahn. Die Frommesabfahrt war wie immer ein Genuss. Beim Abschnallen der Ski schweift mein Blick noch einmal bergwärts.
Neben der Piste steht ein Schneeerzeuger – umgangssprachlich oft Schneekanone genannt - der gerade Kunstschnee produziert. Es ist der Moment in dem ich mir überlege, dass es an der Zeit ist, mir das System der Beschneiung und die aufwändige Arbeit die dahinter steckt, so bald als möglich einmal genauer anzusehen. Wenige Tage später darf ich die Mannschaften der Beschneiungsteams begleiten.
Um 7:30 Uhr starte ich mit dem Fisser Beschneiungsteam zur Tagschicht. Besprechung im Büro, ein Blick auf die Bildschirme ob alle Systeme laufen. Die Reparatur einer Lanze ist zu erledigen. 5 weitere Schneeerzeuger müssen noch vor dem Skibetrieb abgeschaltet und entleert werden. Anschließend wird noch für einen geordneten Skibetrieb untertags abgesichert.
Heute ist Rene der Chef der Tagschicht und ich darf bei ihm am Skidoo mitfahren. Gleich an der Talstation in Fiss beginnt er gewissenhaft mit seiner Arbeit. Natürlich könnte man alles per Computer steuern, aber man muss sich vor Ort vergewissern und kontrollieren ob alles ordnungsgemäß abgeschaltet ist. Das Skidoofahren ist für mich ein Highlight. Die steile Gondeabfahrt mit Vollgas hinaufzufahren war schon cool, aber bei der Fahrt über die noch steilere Gfallabfahrt talwärts habe ich schon ein etwas mulmiges Gefühl.
Wir haben Glück mit dem Wetter. Es ist zwar eisig kalt, aber es sollte ein sehr sonniger Tag werden. Am mittleren Sattelkopf können wir den Sonnenaufgang beobachten und zusehen wie die Strahlen der Morgensonne über die perfekt präparierten Pisten gleiten. Das sind dann die besonders schönen Momente die der Job mit sich bringt, erzählt mir Rene.
Dann beginnt die Reparatur der defekten Beschneiungslanze. Im extrem steilen Gelände ist das gar nicht so einfach. Rene und Marcel meistern diese aber mit gewohnt professionellen Handgriffen.
Der Vormittag ist bald vorbei und um kurz vor 12:00 Uhr geht's zurück ins Büro. Es müssen noch Reparaturen erledigt werden. Für das Team ist die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen. Ich freue mich nun auf den Abend und bin gespannt auf die Nachtarbeit des Beschneiungsteams Serfaus.
Dort angekommen darf ich an diesem Abend Daniel und Marcel begleiten. Start ist um 19:00 Uhr. Besprechung im Büro, Check der Bildschirme und dann geht's los. Heute beginnt die Arbeit in der Werkstatt. Ein defekter Schneeerzeuger ist angeliefert worden und dieser muss gleich abgeladen und zum Auftauen in die Werkstatt gestellt werden. Mit Daniel starte ich dann ins Gelände zur Kontrollfahrt.
Die erste Arbeit beginnt schon im Gampen. Da muss die Schneekanone in die richtige Position gedreht werden. Weiter geht's Richtung Scheidbahn Bergstation und zur Pumpstation um die dortigen Computer zu kontrollieren.
Auf dem Weg zum Lazid freue ich mich über das Restlicht des abnehmenden Mondes - so sieht man wenigstens einigermaßen wohin man fährt. Nach neuerlichem händischen Justieren eines Schneeerzeugers im steilen Gelände erwartet mich ein neues Abenteuer.
Daniel hat per Funk eine Pistenraupe gerufen. Die nächste Stelle kann nämlich nicht mit dem Skidoo erreicht werden und so steigen wir um. Die Piste ist so steil, dass sie nur mit einer sogenannten Windenmaschine präpariert werden kann und mir geht der Gedanke durch den Kopf, dass ich sehr froh bin an einem sicheren Stahlseil zu hängen.
Die Kontrolle geht dann sehr rasch und mir bleibt kaum Zeit um ein paar Fotos zu machen. Mir kommt noch ein Gedanke: bei Nebel und schlechter Sicht möchte ich das wirklich nicht machen. Daniel kennt allerdings jeden Meter in seinem Revier und hat mit der Orientierung keine Probleme. Als wir etwas später am Start der Königsleitheabfahrt stehen, schweift mein Blick auf die vielen Lichter im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis. Es lässt sich erahnen wie viele Schneeerzeuger gerade in Betrieb sind.
Um halb eins sind wir zurück im Büro und wärmen uns mit einer Tasse Tee auf. Für Daniel und Marcel geht die Arbeit weiter. Es sind Reparaturen vor Ort in der Werkstatt zu erledigen. Ich hingegen freue mich auf mein warmes Bett.
Mein Fazit nach diesem Tag: Die Arbeit der Beschneiungsteams ist ein harter Job. Abwechslungsreich und technisch anspruchsvoll. Obwohl computertechnisch unterstützt, geht ohne handwerklichen Einsatz gar nichts. Den besten Schnee bekommen wir immer noch von oben. Wenn der aber ausbleibt, sind die technischen Anlagen der Beschneiungsanlagen und das Team der Beschneier bei entsprechender Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Lage, unsere Pisten bestens mit der nötigen Schneedecke zu versorgen.
Fakten:
Bekleidung und Schuhe der Beschneiungsteams sind eine spezielle Thermokleidung.
Die Tag- und Nachtschichten bestehen aus jeweils 3 Mitarbeitern.
Die Maschinenparks in Fiss und Serfaus haben jeweils: Eine Pistenmaschine zum Transport, 2 Skidoos und ein Quad.
In Fiss stehen 760 Lanzen und 50 Schneekanonen im Einsatz und es sind ca. 245 ha zu beschneien.
In Serfaus stehen 268 Lanzen und 195 Schneekanonen im Einsatz und es sind ca. 220 ha zu beschneien (= ca. 310 Fußballfelder).
Das benötigte Beschneiungswasser kommt aus insgesamt 7 Speicherseen (4 in Fiss, 3 in Serfaus).
Die optimale Temperatur zum Beschneien ist -7 bis -10 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 30-40 %.
Mindesttemperatur zum Beschneien -3 bis -4 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 30-40 %.
Die Schneeerzeuger werden mit einem Wasser-Luft-Gemisch betrieben.
Es werden keine chemischen Zusätze verwendet. Das Wasser muss Trinkwasserqualität haben.
Ein Tipp für alle Interessierten: jeden Donnerstag gibt es Führungen beim "Blick hinter die Kulissen".