Trail dich!
Trimm dich, trau dich, Trail dich! Downhillen ist Trend. Ein Sport, der lange Zeit einer Männerdomäne unterworfen war, beginnt sich zu verändern. Immer mehr Frauen erobern die Szene. Eine der Bikerinnen mit großem Profi-Potential ist Celine Blochberger. Sie arbeitet im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis, kümmert sich dort um den Zustand der Strecken, hält den Park instand und unterrichtet Interessierte im Downhillen. Willkommen sind Frauen wie Männer, Kinder und Erwachsene. Denn Downhillen ist ein Sport für Jedermann (und JederFRAU!). Darauf legt Celine besonders wert. Als einzige Guide-Frau im Park hat sie sicherlich einen gewissen Status inne, doch sie pfeift auf Klischees, bevorzugt schwarz statt rosa und ist ganz bestimmt keine Biker-Braut.
Mit ihrer sympathischen und natürlichen Art hat sie keine Probleme sich zu behaupten. Auch nicht Männern gegenüber. Denen radelt Celine respektvoll davon – oder besser: voraus. „Es ist mir letztes Jahr einmal passiert, dass ich sehr abwertend behandelt worden bin“, erzählt die 25-jährige. „Aber dann fahre ich einmal vor und die Jungs wissen nicht mehr, was sie sagen sollen“, schmunzelt die Powerfrau. Angst hat Celine beim Abfahren nicht. Aber Respekt! Wenn die Bikerin vor einem Hindernis steht ist das „jedes Mal wieder Adrenalin pur“. Celines Tipp gegen Bammel: „Dreimal durchatmen, kurz vorstellen wie man über das Hindernis fährt und dann drüberfahren.“
Der Kater danach...
Trails fahren ist etwas für starke Nerven – und noch stärkere Muskeln! Der Sport ist „sehr anstrengend, weil alle Muskelgruppen beansprucht werden. Man braucht eine gewisse Körperspannung zum Runterfahren und wenn man die nicht hat, dann hält man sich nicht auf dem Bike.“ Selbst beim Bergabfahren ist der Muskelkater danach nicht ungewöhnlich: „Anfänger schaffen zwei bis höchstens drei Fahrten. Bei sehr sportlichen Leuten dauert eine Fahrt 30-40 Minuten. Ich mache mit den Gruppen dazwischen Pausen, um die Hände auszuschütteln.“
Wer sich den Trail über 400 Höhenmeter hinab traut, kann in Serfaus-Fiss-Ladis zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen: schwarz (schwierig), rot (mittel), blau (einfach). Die steilen Strecken kosten Überwindung, doch der persönliche Kick und ein rasendes Glücksgefühl sind garantiert. Bei dem Sport „kann ich abschalten, da geht es nur um mich. Dann bin ich wie in einer anderen Welt, wie in Trance. Und ich weiß, wenn ich etwas falsch mache, dann tut es weh.“ Ein bisschen hat das Biken das Leben der 25-Jährigen schon verändert. „Ich bin ausgelassener und glücklicher. Das ist wie eine Art Therapie für mich.“
Konzentration und Koordination
Celine selbst ist zwar schon „mehrere Male“ gestürzt, aber zugezogen hat sich die Bikerin bisher nur kleinere „Schürfwunden und blaue Flecken“. Die 25-Jährige legt großen Wert auf gute Vorbereitung und ausreichend Training. „Ein richtiges Fallen gibt es leider nicht, aber man kann das Abrollen lernen. Wenn man eine gewisse Körperbeherrschung hat, dann weiß man schon ungefähr, wie man richtig fällt.“ Darum ist Celine auch aktives Mitglied im Turn- und Leichtathletikverein, krault im Sommer, trainiert im Fitnessstudio im Winter. „Das Vorbereiten hilft auf alle Fälle und ich finde es präventiv. Mir bringt das viel. Dann prallt man eher auf die Muskeln, als auf die Knochen.“
Neben all dem Training und der ausreichenden Körperbeherrschung ist eine gute Schutzausrüstung Pflicht: „Wichtig sind Integralhelm (Fullface), Rücken-, Ellbogen- und Knieprotektoren, Handschuhe und feste Schuhe.“ Doch der wohl wichtigste Biker-Selbstschutz lautet: „Immer fokussiert sein!“
Aller Anfang ist schwer, aber nie zu spät!
Den perfekten Zeitpunkt zum Starten mit dem Downhillen gibt es nicht. Am besten „sofort“, lacht Celine. Denn „biken kann jeder lernen“. Anfängern rät die 25-Jährige: „Es gibt kein Limit, man kann immer an sich arbeiten. Aber generell ist es empfehlenswert, sich langsam heranzutasten. Zum Anfangen würde ich ein Bike ausleihen, einfach mal durchtesten, ob man sich damit wohlfühlt und welcher Rahmen passt.“ Generell wiegen die Bikes zwischen zwölf und 18 Kilogramm.
Ihre Gruppen sind bunt durchgemischt. „Ich unterrichte viele Kinder, viele Erwachsene – einige haben schon Ahnung, andere kommen vom Mountainbiken und haben wenig Downhillerfahrung. Im Bikepark gibt es einen Schnupperkurs, der dauert 2,5 Stunden.“ Es ist ein Rundum-Package mit Guide und Ausrüstung. „Da ist alles dabei.“ Momentan kommen tatsächlich „noch mehr Jungs, aber Mädels ziehen langsam nach“. Das bestätigen auch die Teilnehmerzahlen ihrer Sommerkurse, die speziell für einheimische Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren angeboten werden: „In den Sommerferien haben wir jeden Mittwoch Kindertraining mit den ‚Local Kids‘. Das macht so viel Spaß. Die Kinder fangen bei null an und am Ende der Saison fahren die Kleinen die schwarze Strecke runter, wie die Erwachsenen. Da sind dann auch viele Mädels dabei!“
Aber was macht die Bikeregion Serfaus-Fiss-Ladis so besonders? Es sind die „vielen Möglichkeiten für jeden Biker: Als Start- und Zielort für Rennradfahrer, für E-Biker, für Cross-Country-Fahrer. Für jede Altersklasse ist etwas dabei“, weiß Profi-Bikerin Celine.
Camp und Workshops nur für Frauen
Speziell für alle Frauen, die das Erlebnis Mountainbiken gerne einmal unter sich ausprobieren möchten, bietet der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis Camp- und Workshop-Angebote an. Willkommen sind Anfängerinnen genauso wie Geübte. Im „Womens Camp“ können alle Frauen vom 29. Juni bis 02. Juli 2017 einfach mal schnuppern oder ihre Technik verbessern. Alternativ bietet der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis eintägige „Women Workshops“ zwischen 17. Juni und 23. September 2017 an. In den Workshops gibt es viele Tipps und Tricks zum Biken von UCI Masters Downhill Weltmeisterin Alice Kühne.