LIFT ME UP - Liftgeschichten von 1912 bis 1969
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Im ersten Teil dieses Blogduetts blicken wir einige Jahrzehnte zurück, ziehen aber auch Vergleiche mit heute. Vom Beginn des Skibetriebs in den Dörfern Serfaus, Fiss und Ladis bis ins Jahr 1969. Im zweiten Teil werden wir dann die Entwicklung seit dem Jahre 1970 bis zur Jahrtausendwende unter die Lupe nehmen.
Einmal ist immer das erste Mal
Ganz schön abenteuerlich muss so eine Fahrt mit einem Einsersessellift gewesen sein. Besonders, wenn der schützende Bügel offen bleibt. Eine Zeitzeugin erinnert sich lächelnd:
1967. Meine erste Fahrt führte mit dem Einsersessellift rauf zur Möseralm. Mutterseelenalleine auf einem Sessel, Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, vor mir meine Schwester, unter mir eine Schlucht. „Gonz schia hoach, aber andersch kimmi nit aucha“, dachte ich mir. „Haschn Bügel zua?“, rief meine Schwester zurück. Ich antwortete fragend: „Was fürn Bügel?!“.
Auch früher gab es natürlich Sicherheitsbügel. Diese galt es damals alle noch händisch zu schließen und zu öffnen (heute funktioniert dies teilweise schon automatisch). Das Thema Sicherheit bei Liftanlagen hat in der Familienregion Serfaus-Fiss-Ladis natürlich oberste Priorität. Ein Meilenstein für die Beförderung von Kindern wurde etwa mit der Familienbahn Gampen gesetzt.
Stehst du noch oder schwebst du schon?
Gemäß dieses Mottos wurde die kindersichere Familienbahn Gampen 2008 realisiert. Mit kurzen Kinderbeinen gleicht der Einstieg in den Lift häufig einem feinmotorischen Gleichgewichtsakt. Mit den noch ungewohnten Brettern an den Füßen zu laufen, ist schon eine erste Probe, aber dann auch noch auf einen sich bewegenden Sessel zu hopsen, das bedarf schon einigen Mutes und koordinativem Geschick.
Der Einstieg in diesen Sessellift ist dabei kinderleicht. Und so funktioniert der Lift: An den Einstiegsschranken werden die Körpergrößen der einzelnen Fahrgäste erfasst und über eine Computersoftware ausgewertet. Der Computer sendet das Ergebnis dann an das Förderband beim Einstieg. Ganz schön cool: Das Förderband passt sich automatisch so an, dass auch der kleinste Skimeister bequem Platz nehmen kann.
Die Anfangsjahre
Was setzte den Impuls, die Bergdörfer Serfaus, Fiss und Ladis in ihren höheren Ebenen für Skibegeisterte zu erschließen?
Bereits um 1900 zog es wagemutige Skiläufer in die oberen Ebenen des Sonnenplateaus. Es finden sich Aufzeichnungen über eine Gruppe aus Innsbruck, die 1910 über Ladis und Fiss nach Serfaus wanderte. Nicht immer führte die heutige Hauptverkehrsstraße mit ihren vielen Serpentinen hinauf aufs Hochplateau. Diese wurde erst in den 1930er-Jahren gebaut. Nachdem sie mit dem Postwagen nach Prutz fuhren, war „Schmalz“ in den Beinen gefragt. Interessant: 1906 bezwang Pfarrer Nikolaus Meyer als erster Serfauser mit Skiern den 3.004 Meter hohen Furgler.
Bemerkenswert ist, dass es in Ladis bereits 1912 Aufzeichnungen über eine erste Ski-Übungswiese gibt. Der im selben Jahr gegründete Skiklub Ladis zählte dabei zu den ältesten in Tirol. Große Bedeutung für den Fremdenverkehr hatten auch das Kurhotel in Obladis und das Kurhaus in Ladis, die 1913 erstmals ihre Tore für Wintergäste öffneten. Von Ladis aus wurden Touren unternommen. Bereits 1913 fanden erste Skikurse statt. Der organisierte Skilauf hielt folglich auch in der umliegenden Region Einzug.
Ladis - Bereits früher ein Sommer- und Winterdomizil
Wusstet ihr, dass Ladis bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein begehrter Sommerkurort war und durch den Sauerbrunn und das Schwefelwasser weit über Tirols Grenzen hinaus bekannt war? Schon früher nahmen viele Adelige und Prominente die Reise ins Tiroler Oberinntal auf sich, um mit einer Trinkkur ihre Gesundheit zu fördern. So sollen der Sauerbrunn und das Schwefelwasser den Sohn von Erzherzog Ferdinand II geheilt haben.
Kriegsjahre und 1000-Mark-Sperre
Während der Kriegsjahre erlahmte der anfängliche Aufschwung im Fremdenverkehr. Am Bau neuer Aufstiegshilfen war in dieser Zeit natürlich nicht zu denken. Zudem wurde in Deutschland die sogenannte 1000-Mark-Sperre eingeführt. Jeder, der von Deutschland nach Österreich einreisen wollte, musste an der Grenze jenen Betrag zahlen. Folglich konnte sich der Fremdenverkehr unter diesen Gegebenheiten nicht weiterentwickeln. Erst in den 1950er-Jahren setzte die Entwicklung des Fremdenverkehrs wieder ein.
Die drei Plateaudörfer und der Wintertourismus
Was die Entwicklung des Wintertourismus betrifft, so nimmt Fiss den letzten der drei Stockerlplätze ein. Erst im Jahre 1958 finden sich Aufzeichnungen über einen ersten Skilift mit zwei Bügeln zum Freibichl, der sowohl Einheimische sowie den ein oder anderen Gast, der den Weg nach Fiss fand, begeisterte.
Ein Fisser Einheimischer erinnert sich nur allzu gut an die Zeiten dieser Beförderungstechnik. Er berichtet, dass die Förderleistung eines solchen Liftes nicht gerade prickelnd war. So wurde versucht, mehrere Personen pro Bügel bergwärts zu befördern. Sie experimentierten daher einst mit einer 3-Meter-Latte, die am Liftbügel befestigt wurde. Nur geübte Skifahrer konnten sich an der Latte festhalten.
Auch wenn dieser Beitrag den Aufstiegshilfen Schlepplifte und Sessellifte gewidmet ist, muss an dieser Stelle die erste Personenpendelbahn rauf zum Kölner Haus erwähnt werden – ein Novum der damaligen Zeit.
Diese diente zuerst als Materialseilbahn und wurde 1953 zu einer zunächst sehr schlichten fünfplätzigen Personenbahn umgebaut. Das ergab eine bescheidene Kapazität von 15 Personen pro Stunde (Fahrzeit ca. 20 Minuten). Aufgrund der geringen Kapazität wurden Platzkarten eingeführt. Jene Bahn symbolisiert den Startschuss der Personenbeförderung am Hochplateau.
Das Kölner Haus und die Pendelbahn bekommen Gesellschaft
Wann der erste Schlepplift in Serfaus errichtet wurde? Bereits im Jahre 1954 erfolgte der Bau eines Pendelliftes mit zwei Bügeln durch Erwin Greiter. Er wurde auf den Namen Herrenangerlift getauft. 1957 wurde die Seilbahn Komperdell GmbH gegründet.
Nach Inbetriebnahme der Pendelbahn in Serfaus im Jahre 1958 folgte einige Jahre später auf Komperdell der Bau von zwei Schleppliften hinauf auf den Plansegg und den Gampen: der Plansegglift (heute Sessellift Planseggbahn) und der Gampenlift (heute Sessellift Familienbahn Gampen). Damals waren insgesamt 8 Personen beschäftigt.
Rechtzeitig zu Beginn der Wintersaison 1964/65 wurde das Bergrestaurant Komperdell eröffnet. Zuvor wurden die Gäste ausschließlich im Kölner Haus verpflegt. Zudem gab es auf der sogenannten Mullenwiese im Bereich der heutigen Hotels Cervosa und Bär ebenfalls einen Pendellift. 1965 erfolgte der Bau der Schlepplifte Bifang- und Alpkopflift.
Diese Betriebsform als Pendellift mit zwei zwischen Berg und Tal hin- und herfahrenden Bügeln war damals gängige Technik. Die Beförderungskapazität war sehr bescheiden. Wenn der eine Bügel oben angekommen war, war der zweite unten und konnte den nächsten Wintersportlern gereicht werden.
Um die Kapazität zu steigern und die Komperdellbahn zu entlasten, wurde 1966 ein Einsersessellift auf den Alpkopf errichtet (heute Alpkopfbahn 8 EUB).
Im selben Jahr wurde die Fisser Bergbahnen GmbH aus der Taufe gehoben.
Was geschah von 1970 bis zur Jahrtausendwende?
Vom ersten Doppelsessellift bis hin zu komfortablen 8er-Sesselliften mit Sitzheizung und Wetterhaube. Nicht nur die ersten 57 Jahre hatten es in sich. Bis zur Jahrtausendwende tat sich natürlich auch noch allerhand. Auf diese Zeit blicken wir im zweiten Teil unserer "LIFT-ME-UP-Geschichte".