Rodelgeschichten, die das Leben so schreibt
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Keine Rodel gleicht der anderen
Du lässt hin und wieder auch gerne mal deine Bretter links liegen und fährst auf einem Holzschlitten mit Metallbeschlägen unter dem Allerwertesten talwärts? Ja? So geht es mir auch! Rodeln geht eigentlich immer, ob jung oder alt. Findest du nicht auch? Der Gedanke an eine Rodelpartie mit Mama, Papa und Schwester Kathrin löst bei mir wohlige Kindheitserinnerungen aus. Jeder noch so kleine, leicht geneigte Hang wurde plötzlich zum abenteuerlichen Rodelberg. Nachdem wir durchgeschüttelt aber sicher am Fuße des Hanges hinterm Haus ankamen und endlich den Brems- und Kurventechniken mächtig waren, waren wir bereit für die „richtigen“ Rodelbahnen. Auch heute noch rodelt es sich in Serfaus auf der 4 km langen und in Fiss auf der 3 km langen Rodelbahn ausgesprochen gut. Besonders die Rodelbahn in Fiss ist nun besonders kinderfreundlich, da sie nun noch breiter und flacher angelegt wurde. Der Spaß kommt hier aber dennoch nicht zu kurz.
Wie du zu den Rodelbahnen gelangst? Ganz einfach. Zum Start der Rodelbahn in Fiss gelangst du, indem du dich bis zur Mittelstation der Schönjochbahn gondeln lässt. Die Rodelbahn in Serfaus kannst du mit zwei Gondelbahnen erreichen: mit der Komperdell- und der Alpkopfbahn. Starte am besten auf dem Alpkopf, dann kannst du durch das brüllende Bärenmaul rodeln. Tipp für Actionhelden: Auf einer dritten Rodelbahn, dem Familien-Coaster-Schneisenfeger, kannst du sogar das ganze Jahr actionreich auf Schienen talwärts "fegen". Hier geht's zum aktuellen Skigebietsstatus, der dich immer up to date hält.
Möchtest du dir auch im Sommer den Rodelspaß nicht entgehen lassen? Dann auf zu den Sommerrodelbahnen! Neben dem Schneisenfeger kann sich der Fisser Flitzer im Sommer-Funpark Fiss sehen lassen.
3 Sportler
Egal, wie du dein Kufenfahrzeug nennst, Schlitten, die oder der Rodel, Spaß macht ein Ritt auf ihm auf alle Fälle. Jedoch unterscheidet sich meine klassische Familienrodel zuhause doch ein wenig von denen der drei Leistungssportler, wie ich im Interview deutlich erfahre. Was uns jedoch alle eint, ist die Faszination für diese Art der Fortbewegung im Winter. Im Interview verraten mir die Schwestern Lina und Marie (Kunstbahnrodler) aus Götzens sowie Fabian (Rennrodler) aus Ried im Oberinntal, was sie persönlich antreibt und wie du sicher auch auf den Rodelbahnen unterwegs bist.
Frauenpower
Lina und Marie, wie seid ihr zum professionellen Rodeln gekommen?
Zum Rodeln bin ich (Lina) zufällig gekommen. Der Österreichische Rodelverband versucht jährlich durch ein Scouting in den Schulen Talente zu finden. Ich wurde eingeladen, einmal allein die Bobbahn hinunterzufahren. Damals war ich acht Jahre alt. Meine jüngere Schwester ist durch mich zum Rodelsport gekommen.
Was fasziniert euch so am Kunstbahnrodeln?
Die Faszination liegt sicher an der Geschwindigkeit und Athletik, aber auch das gemeinsame Trainieren mit den anderen Sportlern macht Riesenspaß. Um einmal in der Weltspitze mitfahren zu können, wird sechs Mal wöchentlich im Bereich Athletik, Koordination, Kondition und Rodel-Spezifik trainiert. Da wir mit weit über 100 km/h die Kunstbahn hinunterfahren und auf uns Fliehkräfte von etwa 3G ( 3-faches Körpergewicht) wirken, muss man sehr fit sein. Neben Schnellkraft braucht man auch eine sehr starke Nacken-, Bauch- und Rückenmuskulatur aber auch Hände, Schultern und Beine müssen gut trainiert sein. Das Dehnen nach dem Sport darf man auch nicht vergessen. Das gilt natürlich für jede Art von Wintersport.
Kommt ihr viel herum durch den Rodelsport?
Ja, auch außerhalb vom Eiskanal in Innsbruck. Wir Rodler sind den halben Winter unterwegs, zum Leidwesen unserer Eltern, die uns aber natürlich voll und ganz unterstützen. Ohne unsere Eltern wäre dieser Sport nicht machbar.
Worin besteht der Unterschied zwischen Kunstbahn- und Naturbahnrodeln?
Beim Kunstbahnrodeln gilt: Wer bremst verliert. Gebremst wird nur bei der Gefahr, in Sturz zu geraten. Bei unseren Wettkämpfen geht es schließlich um jedeTausendstelsekunde. Beim Rodeln auf einer Naturbahn wird natürlich um die Kurve angebremst. Generell muss man diese zwei Sportarten unterscheiden. Zum einen sind die Rodeln grundverschieden, zum anderen braucht es für die Naturbahn auch eine andere Rodeltechnik. Wir haben zum Beispiel nur Rennpatschen an, um windschlüpfrig zu sein, die Naturbahnrodler haben Schuhe mit Spikes. Den einzig richtigen Körperschutz, den ein Rodler hat, ist sein Helm. Deshalb gilt vor jedem Training, konsequentes Aufwärmen und Konzentration bei jedem Start.
Was gehört zu eurer Ausrüstung als Kunstbahnrodler?
Spezielle Kunstbahnrodel
Helm mit Visier
Rennanzug (eng am Körper anliegend)
Lederhandschuhe mit Tatzler (Spikes) zum Beschleunigen beim Start
Zahnschutz
Spezielle Rennpatschen (Schuhe)
Strecker (spezieller Riemen, um den Kopf bei hohen Fliehkräften zu unterstützen)
Und natürlich auch eine Portion Mut ;)
Welche Sportart begeistert euch noch? Was macht ihr im Sommer?
Unser Rodeltraining auf Eis beginnt Ende Oktober und die ersten internationalen Wettkämpfe starten dann Anfang Dezember. Neben Schule und ständigem Training bleibt als Leistungssportler leider wenig Zeit, um einmal einen Skitag einzuplanen, das geht erst wieder ab März, wo wir dann etwa vier Wochen Pause haben. Trainiert wird ansonsten das ganze Jahr. Im Sommer werden unsere Rodeln umgebaut und mit Rollen versehen, damit wir auf speziellen Bahnen oder auf abgesperrten Straßen weiter trainieren können.
Wie lautet euer Motto?
Habe Spaß im Leben und lächle dabei! In SFL geht das besonders gut. Neben dem Spaß steht Sicherheit beim Rodeln aber an oberster Stelle. Daher unser Ratschlag: Ohne Helm und ohne vorhergehendes Aufwärmen sollte man nicht Rodeln. Festes Schuhwerk sowie dicke Handschuhe gehören auch dazu. Auch die richtige Rodel trägt zur Sicherheit bei. Eine leicht lenkbare Rodel ist zudem besser als eine starre Rodel.
Ran an die Rennrodel
Fabian, warum hast du dich für eine Rodel unterm Allerwertesten und nicht für Bretter unter den Füßen entschieden?
Die Faszination Rodeln wurde mir in die Wiege gelegt. Schon mein Papa war als Rodler sehr erfolgreich. Mit vier Jahren bin ich zum ersten Mal auf einer Rodel gesessen. Nach erfolgreichen Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften tauschte ich die Sportrodel dann gegen eine Rennrodel ein, auf der man viel tiefer sitzt. Wie der Name schon verrät, ist die Rennrodel schneller und hohe Geschwindigkeiten können erreicht werden. Die Mädels Marie und Lina hängen mich zwar ab, mit meiner Rodel, die mit Belagschienen (wie bei einem Ski) ausgestattet ist, erreiche ich aber auch knackige 90 km/h. Dabei liege ich nur wenige Zentimeter über der Rodelbahn.
Was reizt dich so an diesem rasanten Wettkampfsport?
Es taugt mir einfach, wenn ich mich mit anderen messen kann. Erst der Zeitvergleich macht diesen Sport so spannend. Die Geschwindigkeiten, die dabei erreicht werden, sind äußerst hoch. Ich muss daher ab der ersten Sekunde hochkonzentriert sein. Gerodelt wird übrigens auf Eis.
Was machst du im Sommer?
In den Sommermonaten montiere ich wie Marie und Lina Rollen, 10 links und 10 rechts, unter meinen Schlitten. Auch hier gilt es Meisterschaften zu gewinnen. 2021 ist übrigens mein erstes Jahr als Erwachsenen-Spitzensportler. Die Juniorklasse geht nur bis 20. Der Druck ist hier natürlich nicht weniger groß.
Welche Tipps kannst du Familienrodlern in SFL geben?
Im Spitzensport werden natürlich viel höhere Geschwindigkeiten erreicht, jedoch auch auf den zwei Rodelbahnen in Serfaus und Fiss gelten Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen, damit auch wirklich alle gesund und munter ankommen. Achtet einfach gut aufeinander.
*Bergauf gehen: Willst du den Start der Rodelbahn zu Fuß erreichen, musst du unbedingt auf der Seite der Strecke gehen. Es muss stets mit herabfahrenden Rodlern gerechnet werden.
*Richtiges Bremsen: Trage immer festes Schuhwerk mit tiefem Profil. Winkle die Füße ab. Beim Bremsen sollten sie flächig den Boden berühren.
*Kurven fahren: Achtung, stets vor und nicht in der Kurve bremsen. Verlagere in der Kurve dein Gewicht in die Richtung, in die du fahren möchtest. Der Lenkprozess wird dadurch unterstützt. Achte darauf, dass die Kurvenbewegung gleichmäßig ist. Bei engen Kurven kannst du zusätzlich deine Hand auf die Kurveninnenseite geben.
*Gerade Strecken: Rodel muss ruhig bleiben. Dazu lehne dich etwas zurück, damit sie stabiler wird. Natürlich wirst du dadurch auch schneller.
Abschließend noch ein paar weitere wichtige Rodelregeln, damit du gut ans Ziel kommst. Pass auf dich auf und viel Spaß beim Rodeln!
Maria, Lina und Fabian