People of SFL: Maskottchen Murmli
Lesezeit: 5 Minuten
*Du denkst dir nun: Moment, Moment, Murmli kann doch gar nicht sprechen!? Du hast recht: Normalerweise pfeift er als Murmeltier aufs Sprechen. Heute ist aber mein Glückstag. Juche, er macht eine Ausnahme.
Das Geräusch des Faxgerätes geht mir plötzlich nicht mehr aus den Ohren. Zugegeben: Murmli hat sich in den vergangenen 30 Jahren etwas verändert. Das bestätigt mir auch Kurt Kirschner. Er ist sozusagen der „Pfarrer“ in der ganzen Geschichte, wenn man so will, und hat das Maskottchen aus der Taufe gehoben. Er war 14 Jahre Marketingleiter bei der Serfauser Seilbahn. Kurt verrät, dass das Maskottchen in der Anfangszeit mehrmals angepasst werden musste, weil es nicht kindgerecht war.
Wenn ich im Fotoalbum weiterblättere, dann finde ich diese ersten Farb-Illustratationen. Sportlich, sportlich!
der Hirte und seine Schäfchen
Ich versuche mir Murmli ohne Hut vorzustellen. Unmöglich. Ein wenig erinnert er mich an einen Hirtenhut. Ich frage nach. Bist du von Beruf Hirte?
"Nein, Hirte bin ich keiner oder vielleicht doch? Schließlich werfe ich immer ein wachsames Auge auf die Kinder und schaue, dass sie sich in der Region wohlbehütet fühlen. Vielleicht bin ich also doch irgendwie ein Hirte und die Kinder sind meine Schäfchen“, lacht Murmli und krümmt sich vergnügt aufgrund seiner neuen Erkenntnis. „Den Hut trage ich immer, so bin ich schon auf die Welt gekommen. Ein Glück: Ich habe ein Hutgesicht, findest du nicht auch? Ohne Hut wirst du mich nie zu Gesicht bekommen. Er ist viel zu schön und auch praktisch. Im Winter schützt er mich nämlich vor Kälte und Schneeflocken, im Sommer vor den Sonnenstrahlen.“
Nicht nur ohne Hut, auch ohne oben, also ohne roten Pulli kann ich mir den Nager nicht vorstellen. Kleider machen Leute, und eben auch Murmeltiere. Wie würdest du deinen Kleidungsstil beschreiben?
„Zeitlos, praktisch und vor allem knallig. Grün und Rot waren schon immer meine Lieblingsfarben. Die passen einfach zu mir. Das Gute: So erkennt man mich schon aus der Ferne. Da brauch ich gar nicht so laut zu pfeifen wie meine Artgenossen. Praktisch. Ich bin ein Farbtupfer in der weißen oder grünen Landschaft. Meinem Kleidungsstil werde ich treu bleiben“, sagt Murmli mit Überzeugung. Ein Murmeltier, ein Wort.
Eine große Ehre
Murmli trifft man ja nicht nur in natura in der Region an, auch einige Plätzchen sind ihm gewidmet. Was hat dich am meisten geehrt?
„In den letzten drei Jahrzehnten ist einiges entstanden, auf das ich stolz bin: das spaßige Murmliwasser, der hochalpine Murmeltiersteig oder die Kabinen der unterirdischen Luftkissenbahn mit bunten Zeichnungen von mir. Eine besonders große Ehre war es, als eine Seilbahn nach mir benannt wurde: die Murmlibahn. Die alte Pendelbahn mit ihren zwei Kabinen wurde 1973 in Betrieb genommen und 1988 durch eine Umlaufseilbahn ersetzt. Mittlerweile ist diese auch wieder Schnee von gestern. Die aktuelle Komperdellbahn ist nun hochmodern. Jetzt bin ich aber etwas abgeschweift… Die Seilbahngeschichte interessiert mich einfach sehr. Was ich aber erzählen wollte: 1996 wurde mir eine der zwei Pendelkabinen gewidmet. Das war für die Skischulkinder und auch für mich richtig cool“, strahlt Murmli.
„In den 90er Jahren mussten die Urlauber lange Stehzeiten an der Talstation in Kauf nehmen. Die Bahn sollte daher den Eltern den Urlaubsalltag erleichtern und wurde zur Attraktion für die Kinder. Die Eltern konnten sie an der Talstation in der Wartehalle abgeben. Die Skischulkinder fuhren dann gemeinsam mit Skilehrern hinauf aufs Komperdell. Witzige Anekdote am Rande: Mit einer Rutsche ging es vom Seilbahngebäude hinunter in die Kinderschneealm. Diese war aber zu Beginn geschlossen und etwas zu steil“, schmunzelt Rudolf Hammerle. Und heute? Na ja, heute gibt es die einstige Kinderseilbahn leider nicht mehr. Trostpflaster: Im Starrest-Kinderrestaurant erinnern beide Kabinen an vergangene Zeiten.
„Es lag auf der Hand, was es werden sollte. Denn was springt bei uns in den Bergen herum und schaut putzig aus? Genau: Ein Murmeltier! Ein Steinbock wäre beispielsweise nicht allzu glaubhaft gewesen. Er kommt bei uns einfach nicht so häufig vor“, verrät der frühere Marketing-Guru von Serfaus, Kurt Kirschner. „Ein anderer hätte es bestimmt anders gemacht. Wichtig war aber, dass man etwas macht und anpassungsfähig bleibt. Ich will den Murmli eigentlich nicht mit der U-Bahn vergleichen, aber damals waren ja auch nicht alle begeistert. Veränderungen brauchen Zeit und sind ein Lernprozess. Rückblickend kann man glaub ich sagen, dass Murmli zu Recht zur Leitfigur von Serfaus geworden ist.“