Maskottchen Murmli auf Skiern in der Kinderschneealm im Hintergrund der überdachte Förderbandtunnel Blog Serfaus-Fiss-Ladis in Tirol | © Skischule Serfaus
Blogautorin Andrea Serfaus-Fiss-Ladis | © christianwaldegger.com
Andrea

People of SFL: Maskottchen Murmli

07.03.2024 · People of SFL, Familienzeit, Winter
Zugegeben: Ein wenig aufgeregt bin ich schon. Man trifft schließlich nicht alle Tage einen so begehrten Interviewpartner. Die Rede ist vom Serfauser Maskottchen Murmli. Seit mittlerweile gut 30 Jahren sonnt sich das legendäre Murmeltier mit grünem Hut und rotem Sweatshirt in großer Beliebtheit.

Lesezeit: 5 Minuten

„Jå, griaß di!“, ruft mir Murmli aus der Ferne zu. Freundlich sind die Tiroler, denke ich mir. Ich habe zwar schon viel von Murmli gehört*, aber heute treffe ich ihn zum ersten Mal und habe spannende Fragen an ihn. Sein Handschlag fühlt sich stark und flauschig an. Er ist schließlich ein robustes Alpenmurmeltier und kann sein warmes Fell hoch oberhalb von Serfaus gut gebrauchen.

*Du denkst dir nun: Moment, Moment, Murmli kann doch gar nicht sprechen!? Du hast recht: Normalerweise pfeift er als Murmeltier aufs Sprechen. Heute ist aber mein Glückstag. Juche, er macht eine Ausnahme.


Ein Dorfkind der Neunziger

Wenn ich ihn so ansehe, kann ich nur schwer erraten, wie alt er ist. Er wirkt so junggeblieben und fröhlich. Daher frage ich nach: Murmli, wie alt bist du?

„Ich bin ein Kind der Neunziger. Du weißt schon, als Tom Turbo, Diddl-Blätter, Walkie-Talkies, Lavalampen, Neonskianzüge, Tamagotchis & Co der Renner waren. Die 90er waren bunt und verrückt. So wie ich. Sieh mich nur an. Keiner meiner Artgenossen läuft auf zwei Beinen oder trägt Hut und Pulli. A bissla anders war ich immer schon. Geboren wurde ich am 23. Juni 1994 in Serfaus, an einem sonnigen Donnerstag. Heuer im Sommer 2024 feiere ich somit einen runden Geburtstag. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ein Kindskopf werde ich aber wohl immer bleiben“, kichert der Jubilar. Auf die Frage, ob er nun langsam erwachsen werde, schenkt er mir nur ein breites Zähnegrinsen. Antwort genug.

Das Serfauser Dorfkind hat sich gut gehalten. Das wird an der guten Bergluft und seiner positiven Lebenseinstellung liegen. Fröhlich scheint er tagein und tagaus zu sein. „Meine zwei markanten Nagezähne wirst du immer sehen. Ich lache viel. Das hält jung. Meine Freundin Berta etwa, die kennst du bestimmt, ist mal im Land der Traurigkeit gelandet**. Dort ist einem dann nicht mehr zum Lachen zumute. Daher bin ich lieber gut gelaunt“, berichtet mir Murmli.

**Das liebevoll gestaltete Buch „Bertas Neue Heimat“ gibt's in den Büros der Skischule Fiss-Ladis sowie im Infobüro des Tourismusverbandes in Fiss .

Ein Blick in Murmlis Fotoalbum

Wie Murmli wohl früher ausgesehen hat? Ich bin neugierig und erkundige mich nach dem Künstler, der ihm sein Aussehen verpasst hat: Klingelt es beim Namen Emil Kirschner-Cajic?

„Ja, lautstark! Er war ein Serfauser Künstler und hat mich gezeichnet. So richtig kennengelernt hab ich ihn allerdings nie, er ist bereits 1995 verstorben. Schau, hier ist das erste Kinderfoto von mir, noch in Schwarz-Weiß. Es wurde an meinem Geburtstag per Fax direkt an die Serfauser Seilbahn geschickt. Um exakt 16.22 Uhr erblickte ich das Licht der Welt. Hier oben auf dem Faxkopf steht die Uhrzeit. Ein wenig habe ich mich schon verändert, nicht?

Das Geräusch des Faxgerätes geht mir plötzlich nicht mehr aus den Ohren. Zugegeben: Murmli hat sich in den vergangenen 30 Jahren etwas verändert. Das bestätigt mir auch Kurt Kirschner. Er ist sozusagen der „Pfarrer“ in der ganzen Geschichte, wenn man so will, und hat das Maskottchen aus der Taufe gehoben. Er war 14 Jahre Marketingleiter bei der Serfauser Seilbahn. Kurt verrät, dass das Maskottchen in der Anfangszeit mehrmals angepasst werden musste, weil es nicht kindgerecht war.

Wenn ich im Fotoalbum weiterblättere, dann finde ich diese ersten Farb-Illustratationen. Sportlich, sportlich!

Die ersten Kostüme von Dobler-Textil waren noch stark an der Natur angelehnt, ihnen fehlte das Kindliche. Kurt erinnert sich: „Der erste Murmli trug einen noch viel zu weiten Fellanzug und einen kleinen Kopf. Die Kinder fürchteten sich. So veränderten wir die Proportionen, er bekam einen großen Kopf, ein freundlicheres Gesicht, große Augen und ein Wohlstands-Bäuchlein.“

Seilbahn und Skischule

„Die Zusammenarbeit zwischen Skischule und Seilbahn hat immer gut funktioniert“, erinnert sich der einstige Leiter der Skischule Serfaus, Rudolf Hammerle. Das neu kreierte Maskottchen wurde sogleich in den Skialltag integriert. „Zu Beginn haben unsere Skilehrer vor und nach dem Skifahren Süßigkeiten an der Talstation verteilt, damit er präsenter wird. Dass Murmli eine so große Rolle für Serfaus spielen würde, konnten wir gar nicht abschätzen. Ohne das Maskottchen wären wir bestimmt nicht da, wo wir jetzt stehen. Rückblickend war es ein wichtiger Schritt, den Kindern eine Bindungsfigur zu geben. Schließlich ist ihre Meinung urlaubsentscheidend. Besonders in den 90er Jahren hat sich das Familienthema in der gesamten Region, deren Dörfer später fusioniert wurden, verstärkt. Etwas später kam dann auch das Maskottchen Berta in die Nachbardörfer.“

der Hirte und seine Schäfchen

Ich versuche mir Murmli ohne Hut vorzustellen. Unmöglich. Ein wenig erinnert er mich an einen Hirtenhut. Ich frage nach. Bist du von Beruf Hirte?

"Nein, Hirte bin ich keiner oder vielleicht doch? Schließlich werfe ich immer ein wachsames Auge auf die Kinder und schaue, dass sie sich in der Region wohlbehütet fühlen. Vielleicht bin ich also doch irgendwie ein Hirte und die Kinder sind meine Schäfchen“, lacht Murmli und krümmt sich vergnügt aufgrund seiner neuen Erkenntnis. „Den Hut trage ich immer, so bin ich schon auf die Welt gekommen. Ein Glück: Ich habe ein Hutgesicht, findest du nicht auch? Ohne Hut wirst du mich nie zu Gesicht bekommen. Er ist viel zu schön und auch praktisch. Im Winter schützt er mich nämlich vor Kälte und Schneeflocken, im Sommer vor den Sonnenstrahlen.“

Nicht nur ohne Hut, auch ohne oben, also ohne roten Pulli kann ich mir den Nager nicht vorstellen. Kleider machen Leute, und eben auch Murmeltiere. Wie würdest du deinen Kleidungsstil beschreiben?

„Zeitlos, praktisch und vor allem knallig. Grün und Rot waren schon immer meine Lieblingsfarben. Die passen einfach zu mir. Das Gute: So erkennt man mich schon aus der Ferne. Da brauch ich gar nicht so laut zu pfeifen wie meine Artgenossen. Praktisch. Ich bin ein Farbtupfer in der weißen oder grünen Landschaft. Meinem Kleidungsstil werde ich treu bleiben“, sagt Murmli mit Überzeugung. Ein Murmeltier, ein Wort.


Keine Zeit für Winterschlaf

Diese Frage brennt mir auf der Zunge: Ist es nur ein Klischee, dass alle Serfauser Ski fahren können? Dazu würde dann auch mein felliger Interviewpartner zählen.

„Natürlich kann auch ich Ski fahren. Es gehört zu mir wie der Schnee zum Winter oder die Albernheiten zu einem spaßigen Tag, die ich gerne mit meiner Freundin Berta anstelle. Das erste Mal stand ich im Winter 1994/95 auf der Piste. Auch das Snowboarden, Rodeln und Langlaufen habe ich sofort getestet. Wie du dir nun vielleicht denken kannst, mache ich keinen Winterschlaf. Das Toben am Berg kann ich mir doch nicht entgehen lassen“, antwortet Murmli. Da gebe ich ihm recht. „Das neue Maskottchen sollte unsere Sportarten am Berg verkörpern und die Kinder zu Sport am Berg animieren. So wurden ihm gleich Ski und Snowboard angeschnallt“, erinnert sich Rudolf Hammerle von der Skischule Serfaus zurück. Von Anfang an konnte er sich mit der klaren Familienpositionierung identifizieren und gilt als einer der Regionspioniere.

Eine große Ehre

Murmli trifft man ja nicht nur in natura in der Region an, auch einige Plätzchen sind ihm gewidmet. Was hat dich am meisten geehrt?

„In den letzten drei Jahrzehnten ist einiges entstanden, auf das ich stolz bin: das spaßige Murmliwasser, der hochalpine Murmeltiersteig oder die Kabinen der unterirdischen Luftkissenbahn mit bunten Zeichnungen von mir. Eine besonders große Ehre war es, als eine Seilbahn nach mir benannt wurde: die Murmlibahn. Die alte Pendelbahn mit ihren zwei Kabinen wurde 1973 in Betrieb genommen und 1988 durch eine Umlaufseilbahn ersetzt. Mittlerweile ist diese auch wieder Schnee von gestern. Die aktuelle Komperdellbahn ist nun hochmodern. Jetzt bin ich aber etwas abgeschweift… Die Seilbahngeschichte interessiert mich einfach sehr. Was ich aber erzählen wollte: 1996 wurde mir eine der zwei Pendelkabinen gewidmet. Das war für die Skischulkinder und auch für mich richtig cool“, strahlt Murmli.

„In den 90er Jahren mussten die Urlauber lange Stehzeiten an der Talstation in Kauf nehmen. Die Bahn sollte daher den Eltern den Urlaubsalltag erleichtern und wurde zur Attraktion für die Kinder. Die Eltern konnten sie an der Talstation in der Wartehalle abgeben. Die Skischulkinder fuhren dann gemeinsam mit Skilehrern hinauf aufs Komperdell. Witzige Anekdote am Rande: Mit einer Rutsche ging es vom Seilbahngebäude hinunter in die Kinderschneealm. Diese war aber zu Beginn geschlossen und etwas zu steil“, schmunzelt Rudolf Hammerle. Und heute? Na ja, heute gibt es die einstige Kinderseilbahn leider nicht mehr. Trostpflaster: Im Starrest-Kinderrestaurant erinnern beide Kabinen an vergangene Zeiten.

Schicksalhaftes Dasein

Eine wichtige Frage brennt mir noch auf der Zunge, denn Tiere gibt es in der Bergregion ja viele. Aber warum ist das Maskottchen eigentlich ein Murmeltier geworden? Ich frage nach.

„Vielleicht war es Schicksal? Aber vielleicht eher, weil ich kein erfundenes, sondern ein originales Alpentier bin, also nicht eine disneyähnliche Figur. Außerdem kommen meine Artgenossen sehr häufig in den Bergen von Serfaus vor. Ein Murmeltier für meinen Geburtsort passt einfach. Ich bin authentisch, die Leute mögen mich. Außerdem bin für jeden Spaß zu haben und habe den einst recht steifen Kinderskikurs ordentlich durcheinandergewirbelt. Nur drei Winter, also von 1990 bis 1994, musste die Kinderschneealm ohne mich auskommen. Mein Dasein war für die Skilehrer eine große Umstellung. Aber sie hatten bestimmt auch Spaß bei den neu eingeführten Tanz- und Singeinlagen. Skifahren soll ja in erster Linie Spaß machen. Ach, da kommen wieder schöne Erinnerungen auf“, schluchzt Murmli.

„Es lag auf der Hand, was es werden sollte. Denn was springt bei uns in den Bergen herum und schaut putzig aus? Genau: Ein Murmeltier! Ein Steinbock wäre beispielsweise nicht allzu glaubhaft gewesen. Er kommt bei uns einfach nicht so häufig vor“, verrät der frühere Marketing-Guru von Serfaus, Kurt Kirschner. „Ein anderer hätte es bestimmt anders gemacht. Wichtig war aber, dass man etwas macht und anpassungsfähig bleibt. Ich will den Murmli eigentlich nicht mit der U-Bahn vergleichen, aber damals waren ja auch nicht alle begeistert. Veränderungen brauchen Zeit und sind ein Lernprozess. Rückblickend kann man glaub ich sagen, dass Murmli zu Recht zur Leitfigur von Serfaus geworden ist.“


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