Der Meister des Masner Express: Unterwegs mit Elmar
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Wenn man Elmar Lantschner fragt, wie oft er im Winter zur Skihütte Masner fährt, lacht er nur. „Das kann ich gar nicht zählen“, sagt er. Der 60-Jährige sitzt seit 33 Jahren hinterm Steuer von Pistenraupen, seit knapp 20 Saisonen ist die Tour mit dem Masner Express in das hochalpine Masner-Gebiet seine Stammstrecke. Elmar, der eigentlich aus Südtirol stammt und in Pfunds wohnt, gehört in der Skiregion Serfaus-Fiss-Ladis quasi zum Inventar. Das beweisen auch die vielen Begegnungen mit Gästen, die regelmäßig bei ihm im Masner Express Platz nehmen. „Wenn ich hier im Skigebiet in die Skihütte Masner gehe, höre ich immer wieder: ,Du bist der Elmar! Mit dir bin ich vor Jahren mitgefahren!‘“, erzählt er.
Sein Arbeitsgerät, die zum Masner Express umgebaute Pistenraupe, bringt bis zu 16 Gäste auch ohne Ski vom Tal oder von der Bergstation der Lazidbahn aus in den Masner und zurück. Je nach Abfahrtsort dauert die Fahrt bis zu einer Stunde. Zusätzlich beliefert Elmar bei seinen Fahrten die Restaurants im Skigebiet, holt Müll ab und an diesem Tag nimmt er sogar ein Paket mit auf seine Fahrt. Paketdienst im Skigebiet? „Nein, das war eine Ausnahme“, sagt er. Seine Arbeitstage beginnen früh und enden spät: Wenn die wöchentliche Sonnenaufgangsfahrt Sunrise Hexensee ansteht, starten seine Tage mitunter schon um Viertel vor fünf Uhr. Bringt er die Gäste vom exklusiven Sunset Dinner Masner zurück ins Tal - so wie am Tag des Interviews – dann endet seine Arbeitszeit erst gegen halb zehn Uhr abends.
Elmar, der fanatische Pistenraupenfahrer
Was er an seinem Job am liebsten mag? „Ich bin gern bei den Leuten“, sagt er. Lange war er auch als Pistenpräparierer unterwegs, aber irgendwann „hat mir das keinen Spaß mehr gemacht“, erzählt er. Ein paar Jahre lang hat er dann als aktiver Fahrer ausgesetzt und war als Vorführer für Pistenmaschinen in Italien engagiert. „Ich bin ganz fanatisch gewesen“, sagt er in seinem Südtiroler Dialekt.
Jetzt lädt er in „seinem“ Masner Express Gäste gerne nach vorne in die Fahrerkabine ein und kommt während der Fahrt mit ihnen ins Gespräch. Meist lässt der zweifache Vater Kindern den Vortritt und durfte dabei viele schöne Begegnungen erleben. Überhaupt sind in seinen zahlreichen Berufsjahren viele bemerkenswerte Erlebnisse passiert. „In jeder Saison gibt es mehrere Heiratsanträge am Berg. Dabei musste ich sogar schon als Fotograf einspringen“, lacht er.
Traumjob mit viel Verantwortung
„Sie haben einen Traumjob, sagen Gäste oft zu mir. Dann tauschen wir sofort, antworte ich dann immer. Ich nehme deine Ski und du meine Maschine!“, lacht Elmar. Aber ganz unrecht haben sie nicht, diejenigen, die vom Traumjob sprechen – vor allem, wenn sich das Wetter wie bei unserem Treffen von seiner allerschönsten Seite zeigt. Blitzblauer Himmel, viel frischer Schnee und ein fast schon unwirklich schönes Panorama machen die Fahrt zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Auf der Retourfahrt abends nach dem Sunset Dinner Masner ist es längst dunkel, nur die Lichtkegel der anderen Pistenraupen sind wie einsame Tänzer auf den Berghängen ringsum zu sehen. Im Schnee lassen sich Spuren entdecken: Rehe, die sich in der Stille der Nacht auf Futtersuche machen. „Schneehasen, Schneewiesel, Schneehühner, ich habe alle schon beobachtet“, erzählt er.
Auch am Ausblick, den Elmar auf seiner Fahrt über die Scheid bis zur Skihütte Masner immer wieder genießt, hat er sich längst noch nicht sattgesehen. „Ich fahre immer wieder gerne da rein, weil es nie gleich ist: Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, du musst die Schönheit nur sehen“, sagt er. Trotzdem gibt es nicht alle Tage Bilderbuchwetter mit blauem Himmel am Tag und sternenklarer Nacht: „Gestern und vorgestern pfiff der Wind mit mehr als 100 km/h.“
Die Strecke ins Masner-Gebiet kennt Elmar zwar schon auswendig, die hochalpinen Bedingungen machen seinen Job trotzdem jeden Tag herausfordernd. „Wenn es steil wird und man nichts mehr sieht, kann es leicht passieren, dass man sich verfährt - und das könnte gefährlich werden”, erinnert er sich an die Arbeitstage bei der Pistenpräparierung. „Da hilft nur umkehren, denn deine eigene Spur zurück findest du immer. Oder stehenbleiben und warten, dass Wind und Wetter sich bessern“, erzählt er. Dazu kommen bei Skibetrieb die vielen Skifahrer auf der Piste. Hier ist besondere Vorsicht gefragt. „Da trägt man eine sehr große Verantwortung.“ Wenn Elmar auf seiner Tour die Pisten queren muss, wird mitunter sogar mittels Schranke und Lichtsignal die Piste abgesperrt, um für Sicherheit zu sorgen.
Auch auf der Rückfahrt bleibt Elmar immer wieder einmal stehen, um die Ladung vorne – heute sind das unter anderem leere Glasflaschen – neu zu sichern. Nach mehr als 30 Berufsjahren weiß er, auf welche Kleinigkeiten er aufpassen muss, um Ladung und Gäste unfallfrei ins Tal zu bringen. „Angefangen habe ich mit einer Maschine, die 170 PS hatte, jetzt fahr ich mit 480 PS und es gibt bei weitem noch stärkere Pistenraupen“, erinnert sich Elmar. Um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, hilft nur üben, üben, üben. Angesprochen auf die Frage, ab wann man das Pistenraupenfahren denn wirklich kann, lacht er nur. „Manch einer kann es gleich, andere lernen es nie“, sagt er und lenkt die schwere Maschine unaufgeregt über den letzten steilen Abhang an diesem Tag.
„Ich glaube, die Leute würden mich schon vermissen“
Der Masner Express ohne Elmar? Unvorstellbar. Und trotzdem denkt er immer öfter daran, die Zündschlüssel abzugeben. Seine ganze Fahrerkarriere hat er ohne größeren Unfall gemeistert, allzu lange will er dieses Glück nicht mehr aufs Spiel setzen. Ganz sicher scheint er sich aber nicht zu sein: Vielleicht dürfen wir uns also freuen und Elmar bleibt dem Masner Express und seinen vielen Stammgästen noch ein bisschen erhalten. „Ich glaube, die Leute würden mich schon vermissen“, schmunzelt Elmar. Auf jeden Fall!