People of SFL: Sternekoch Paul Ivic
Lesezeit: 6 Minuten
„So weit würde ich nun nicht gehen, aber ich verstehe mein Handwerk. Die Materie ist irrsinnig spannend. Das Wort ‚Gastronomie‘ stammt aus dem ALTGRIECHISCHEN und bedeutet 'Wissen über den Darm und Magen'. Als Gastronom muss ich also wissen, was dem Körper guttut. HIPPOKRATES war bereits der Auffassung: Deine Nahrung soll deine Medizin sein und deine Medizin deine Nahrung. Als Koch habe ich somit die VERPFLICHTUNG zu wissen, welche Wirkung bestimmte Lebensmittel haben. Der biochemische Vorgang ist äußerst wichtig. Genau das macht unseren Beruf so spannend!", sagt Paul. Eine Regel gilt dabei immer: Vermeidung von INDUSTRIELL gefertigten Lebensmitteln und ‚vergifteten Lebensmitteln‘, also ohne Einsatz von Antibiotika, Hormonen, Pestiziden und Herbiziden.
„Die Qualität eines Produktes fängt mit der Gesundheit des Bodens und Tieres an. Daher muss ich auch über ein gewisses Wissen verfügen. AUSGELERNT habe ich aber nie“, erzählt der bodenständige Koch, der klare Prinzipien lebt.
Sein Wissen über Gesundheit und Ernährung zeigt sich schon beim FRÜHSTÜCK. „Sonntags, wenn ich etwas mehr Zeit habe, frühstücke ich ganz gerne eine warme Gemüsesuppe. Nach der TRADITIONELL CHINESISCHEN MEDIZIN (TCM) werden die Organe durch ein warmes Frühstück gestärkt. So wird der Körper mit genügend Energie versorgt“, so Paul.
„Heute sind wir PRIVILEGIERT, müssen auf nichts verzichten. Wir dürfen entscheiden, auf was wir verzichten wollen – ich verzichte auf das SCHLECHTE.“ Paul würde nie die Qualität dem Preis opfern. Er kauft lieber teuer ein und befähigt seine Mitarbeiter, alles zu verbrauchen. Jeder Gastronom kann laut ihm einen Beitrag leisten.
„Wenn du als Ziel hast, alles zu verwerten, entdeckst du so viel Neues. Das ist sehr zeitintensiv und HERAUSFORDERND. Aber mal ehrlich: Wer würde von uns einfach 5 € in den Müll werfen? Keiner, oder?“, sieht mich Paul fragend an.
„Die Region ist dadurch reich geworden, dass sie eine WUNDERBARE NATUR vor der Haustür hat. Entsprechend wertschätzend sollten alle auch mit ihr umgehen. Auf 2.000 m brauche ich nichts Exotisches, sondern ich möchte HANDGEMACHTE KÜCHE genießen: Kaspressknödel, Gulaschsuppe oder eine Bergforelle. Der Geschmack und die Qualität ist einfach sensationell. In Kroatien habe ich noch nie erlebt, dass jemand auf die Idee gekommen wäre, eine FORELLE aufzutischen. Man soll das schätzen und verkochen, was die Region hergibt.
Das muss allerdings nicht heißen, dass alles 100% regional sein muss, sondern man sollte sich in der Region und der Umgebung umschauen. Serfaus-Fiss-Ladis macht bereits einiges richtig und ist auf einem guten Weg. Man sollte immer MIT DER NATUR arbeiten. Wir können nicht alle Selbstversorger sein, man muss schon die ganze Welt einladen. Man sollte aber immer versuchen, die ganze Umgebung zu stärken“, sagt Paul.
Restlos glücklich
Er weiß zudem die Kraft einer alten Fisser Gerstensorte zu schätzen und verwendet sie in seinen Kreationen. „Die Geschichte dahinter ist sehr interessant. Die Gerste hat CHARAKTER und so was braucht man in der Küche. Zudem hat sie für mich einen hohen emotionalen STELLENWERT“, sagt Paul. „In meinem Buch ‚Restlos Glücklich‘ gibt es sogar ein Rezept. Gerne teile ich es mit dir.“
Hier geht’s zum Rezept "GERSTENCREME MIT STEINPILZEN".
Die TIAN-Restaurants
Hast du auch schon Gusto bekommen? Hier findest du alle TIAN-Restaurants auf einen Blick.
Übrigens: Kennst du eigentlich schon den jungen Haubenkoch Patrick Landerer aus Ladis? Auch ihm haben wir seine Geschichte entlockt. An Zielstrebigkeit und klaren Prinzipien mangelt es auch ihm nicht.