People of SFL: TVB-Obmann Franz Tschiderer
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Visionär
Ist das Visionär-Gen vererbbar? Bei Familie Tschiderer würde man meinen JA! Denn der Apfel fiel nicht weit vom Stamm. Sein Vater ERWIN spazierte einst mit SKISCHUHEN auf einem Förderband am Frankfurter Flughafen, um nach einer brauchbaren Lösung für Serfaus zu suchen. Erneut versank das Dorf nämlich im Verkehrschaos. Mit dabei war auch Sohnemann Franz.
Franz berichtet bescheiden über sein Mitwirken bei der U-Bahn Serfaus: „Ich war nur Begleiter und habe versucht, die Beteiligten zu ermutigen. Der Bau der LUFTKISSENBAHN ist bis heute eine Großtat, die mit sehr großem Risiko verbunden war. Auf die HARTEN BAUJAHRE folgten jedoch mehrere Jahrzehnte Erfolg. Für die Betroffenen war es schon eine große Belastung. Eines Abends bekam mein Vater einen Anruf von einem besorgten Einwohner: I kimm nimmer in meinen Stall! Die offene Baugrube ging schließlich mitten durchs Dorf. Heute würde das nicht mehr gehen.“
„Alles hat dann durch einen Kärnten-Urlaub mit unserer 3-jährigen Tochter Michaela begonnen. Sie war äußerst lebhaft. Zum SCHWIMMEN hat mich meine Frau geschickt. Ich erinnere mich noch gut: Sie ist ins Schwimmbad gesprungen und die Gäste waren SCHOCKIERT“, sagt Franz. „Im Kurhotel waren fast nur ältere Gäste. Nein, wohl haben wir uns nicht gefühlt“, so Sabine. Das Hotel-Fiasko öffnete ihnen die Augen. Beide wussten, dass Hotels mit Schwerpunkt Familien die Zukunft sein müssten. Und wie es der Zufall so will, sind sie dann auch noch mit dem Kinderhotelgründer Gerhard Stroitz in Kontakt gekommen. „Es hat sich dann ein gemeinsames Projekt mit den Kinderhotels ergeben. Wir sind bis heute mit ihm befreundet und die Hotelkooperations-Gruppe ist nach wie vor sehr erfolgreich.“
Wie der Löwe zum Bären kam
In den 90er-Jahren entschlossen sich die „Löwen“ dann mit den Besitzern vom HOTEL BÄR, die Cousine von Franz und ihr Mann, gemeinsame Sache zu machen und eine Firma zu gründen. Aus dieser Idee ist dann das Löwe & Bär entstanden. Die Fusion hat sich als richtige Stärke erwiesen. 2011 kam es dann zu einer weiteren großen Entscheidung: Sie verkauften ihren Partnern ihre Hotelanteile. „Unsere TOCHTER hatte einen anderen Berufswunsch, der Betrieb sollte aber auch in der nächsten Generation florieren. Und das tut er“, erklärt der äußerst gelassene Ex-Hotelier und TVB-Obmann im Ruhestand.
Die Frau an seiner Seite
HANDGESTRICKTER TOURISMUS
Als Hotelier und TVB-Obmann hat Franz so einige technische Revolutionen miterlebt. „Unser erster Computer im Hotel, ein OLIVETTI, war so schwer, dass er mit dreifacher Muskelkraft getragen werden musste. Das Display bestand aus einer einzigen Zeile, die man korrigieren konnte. Vor dem Fax, das damals ein Highlight war, arbeiteten wir mit einem TELEX, mit dem wir Textnachrichten versendeten. Ich kann mich noch gut an die Lochstreifen erinnern. Früher gingen wir auch jeden Tag zur Post. Das Beantworten von Briefen zählte zu unseren Hauptaufgaben. Um Porto zu sparen, wurde unsere LÖWENPOST vom Hotel und die TVB-Post einfach über die Grenze gebracht und dort aufgegeben: in Samnaun oder Garmisch“, erzählt Franz von früher, als die Welt noch ein wenig langsamer war.
Die Gäste suchten einst per Brief eine Unterkunft, die Briefe mussten noch ABGELECKT werden (selbstklebende Kuverts gab es schließlich noch nicht) und bedienten sich des Informators am Ortseingang und fragten: „Haben Sie noch ein Zimmer frei?“ „Früher war der Tourismus einfach anders, HANDGESTRICKTER könnte man sagen“, lächelte mir Franz entgegen. Der Ex-Obmann war aber stets offen für Neues, wie sein Vater, und ging mit dem Wandel der Zeit. Heute genießt Franz seinen wohlverdienten Ruhestand. Im Hintergrund zieht er aber bestimmt noch weiterhin seine FÄDEN im Tourismus. Die Geschichte von Serfaus-Fiss-Ladis will schließlich weitergeschrieben bzw. -gestrickt werden. Einen Berater an der Seite kann man immer gut gebrauchen.