Winterwandern mit Kleinkind: Fabelhaftes Falterjöchl
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Mit einem Jahr ist unsere Tochter noch zu klein für die Piste, auch ein Schläfchen im Kinderwagen soll es heute nicht werden. Denn was Mama und Papa auf zwei Beinen genießen, soll auch dem Nachwuchs sitzend zuteilwerden: Aussicht und Wintersonne. Gesagt, getan.
Der Familienrat hat entschieden
Da mit einer dick eingepackten Schneeprinzessin im Schlepptau, genauer gesagt an der Schlittenleine, immer etwas Unvorhersehbares passieren kann und wir uns mit Kind einen ausgeprägten Hang zum „Zeitverzetteln“ antrainiert haben, hat der Familienrat einstimmig beschlossen:
Die heutige Winterwanderung sollte kurz, knackig und kinderleicht sein.
In weiser Voraussicht haben wir uns daher eine entspannte Wanderung von Fiss hinüber nach Ladis (und retour) ausgesucht. Unser Start: Das Ende des Latschthayaweges, etwas oberhalb des Restaurants Montana in Fiss (Wanderweg nach Obladis). Unser Ziel: Der Aussichtspunkt Falterjöchl mit Rast-Pavillon. Insgesamt gilt es, vier Kilometer spazierend und rodelnd zu überwinden. Dafür planen wir bis zu zwei Stunden mit Zwischenstopps ein. Pulserhöhend, aber meisterbar: Zwei Pistenquerungen stehen uns ebenfalls bevor.
Ein Überblick:
Start: Ortsrand Fiss, Latschtayaweg | Ziel: Falterjöchl
Distanz: 4 km | Zeit: 1-2 h
Besonderheiten: breit, nicht steil, aussichtsreich, zwei Querungen einer leicht geneigten Piste, Bänke entlang des Weges, Aussichtspunkt
Die halbe Mama- und Papamiete
Sodala: Die Tour ist gut geplant und der Survival-Backpack mit Apfelmus & Co gut gepackt. Puh: Außer volle Windeln kann uns eigentlich nichts mehr passieren. Ein letzter Blick auf die interaktive Karte von Serfaus-Fiss-Ladis (Vorbereitung ist schließlich die halbe Mama- und Papamiete), den Reißverschluss des warmen Fußsacks auf der Rodel zuziehen und Hände an das Zugseil der Rodel legen.
Wir bewegen uns und frieren dadurch nicht so schnell. Hingegen: Ida entspannt auf der Rodel und bewegt sich kaum. Daher ist sie noch molliger eingepackt.
Wölfe und Täler
Leicht ansteigend, breit und offen führt uns der Pfad allmählich vom Ortsrand von Fiss weg Richtung Ladis. Da die Nächte zuvor recht kalt waren, ist der Schnee heute schön griffig. Das Ziehen der Rodel geht somit wie am Schnürchen und das Trio kann die Landschaft genießen, ohne gleich aus der Puste zu kommen. Zu sehen gibt es vieles: Am Wegesrand grüßen uns holzige Heustadel mit ordentlich Zuckerguss auf der Haube sowie sportliche Langläufer, die sich gekonnt an uns vorbeischlängeln und in die Pahlloipe einspuren.
Nach ein paar weiteren Schritten sichten wir zu unserer Rechten dann den Wolfsee. Der Weg führt uns nämlich oberhalb des Sees und belohnt uns mit einer ordentlichen Fernsicht hinunter ins Inntal und den Eingang ins Kaunertal. Besonders beliebt unter Einheimischen: Die ortsnahe, alternative Winterwanderung direkt um den See. Heute geht's aber mal oben drüber.
Indianer und Burgen
Nach etwa der Hälfte der Strecke sichten wir auf einer hügeligen Waldlichtung – noch ganz winzig – das Falterjöchl mit seinem Holzpavillon. So klein sollte es aber nicht bleiben: Wir wandern weiter. Etwas weiter winkt uns das Dorf Ladis mit seiner Mittelalterburg Laudeck zu. Aufmerksame Wanderer sehen außerdem davor Indianer-Tipis und einen bunten Holz-Salon. Das wird wohl das Indianerdorf von Maskottchen Berta sein, von dem wir bereits gehört haben. Unser Weg führt allerdings nicht daran vorbei. Schade eigentlich.
Skifahrer und Wanderer
Der bisher sehr gemütliche Winterwanderweg kreuzt sich nun zum ersten Mal mit der Piste (ein weiteres Mal folgt). Mein Mamaherz pocht. Jetzt gilt es: Gut aufpassen, damit unser Wanderglück nicht getrübt wird. Auf der Piste wird schließlich gefahren. Ein prüfender Blick rauf nach links, ein paar wenige rasche Schritte ans andere Ende der geneigten Piste und schließlich: Durchatmen! Die Pistenquerung gelingt und wir kommen sicher wieder auf unserem Winterwanderweg an.
Unter den Gondeln hindurch
Höher, weiter, bis nach Ladis? Heute nicht. Den kompletten Winterwanderweg bis nach Obladis zu gehen bzw. kurz nach dem Falterjöchl die Abzweigung hinunter ins Dorf zu nehmen (Wanderweg nach Schönegg), erscheint uns mit Kleinkind doch ein wenig zu ambitioniert. Außerdem sind wir sonnenverliebte Winterwanderer und in den Bergen wird es ohne Sonne am späteren Nachmittag schnell kühler. Dennoch räumen wir ein: Die Weiterführung der Wanderung ist eine spannende Variante mit größeren Kindern. Pluspunkt: Mit der Sonnenbahn könnte man retour gondeln.
Unsere Tour führt uns heute schon mal unter den gelben Gondeln hindurch. Auch nicht schlecht. Ida möchte den Gondeln noch etwas näher sein (oder braucht einfach mal eine kurze Rodelpause) und macht es sich kurzerhand auf den starken Schultern von ihrem Daddy bequem: Ein wenig neidisch bin ich schon.
Rauf zum Falterjöchl
Bei einer Linkskurve heißt es dann schließlich: Sie haben ihr Ziel bald erreicht. Bitte abzweigen und den schmalen Weg nach oben treten. Mit der Rodel klappt das einwandfrei. Nach dem kleinen Anstieg scharf nach links abbiegen und schon wandert man dem fabelhaften Falterjöchl mit seinem Holzpavillon entgegen. Jetzt ist es definitiv größer als vorhin.
Der Familienrat ist sich aber sicher: Nun ist es wirklich an der Zeit für die noch wichtigeren Dinge des Lebens: warmen Tee & Apfelmus. Allein von der Aussicht wird man schließlich nicht satt. Mmmmh...
Das Fazit des Familienrates
Gut gestärkt und mit sinkender Sonne vor unseren Augen machen wir uns allmählich wieder auf den Rückweg nach Fiss. Die Distanz von insgesamt vier Kilometern ist mit rodelndem Kleinkind sehr gut bewältigbar. Der Weg ist flach bzw. nur leicht ansteigend und führt angenehm durch offene und bewaldete Passagen. Zudem stehen Bänke zum Verweilen am Wegesrand. Das Falterjöchl ist ein familienfreundliches, gut erreichbares Ausflugsziel, an dem man gerne etwas länger bleibt, um auf den Stühlen zu schwingen und den Blick auf Berg, Piste, Tal und Tipis zu genießen. Da sind die zwei Pistenüberquerungen schnell vergessen.