People of SFL: Imker Alfred Stadelwieser
Der Stoff, aus dem süße Träume sind
Mit der Region Serfaus-Fiss-Ladis ist Alfred schon einige Jahrzehnte verbunden: beruflich und der Liebe wegen. Mitte der 80er Jahre jobbte er auf der Komperdellalpe, 1988, als ich auf die Welt kam, begann er als Liftboy am Doppelsessellift Lazid und bettete Wintersportler an kalten Tagen in warme Decken. Mitte der Neunziger wurde er dann zum Betriebsleiter der Seilbahn Komperdell ernannt. "Einige Zeit arbeitete ich mit meinem zukünftigen Schwiegervater zusammen, bis ich dann meine Frau beim Ausgehen kennengelernt habe", schmunzelt Alfred. Erst vor einigen Jahren frönte er dem Imkerhobby und kann sich ein Leben ohne die gestreiften Tierchen gar nicht mehr vorstellen. „Da miasst schua wos Schlimmes passieren, dass i mein Imkerhobby an den Nagel häng“, schmunzelt Alfred. Er ist einer von mehr als einem Dutzend Imkern in Serfaus-Fiss-Ladis, die die Welt ein Stückchen besser machen.
Was summt da auf der Hög?
Bienenzucht ist ein komplexes Hobby. Alfred hat dieses Hobby teilweise zu seinem Beruf gemacht. Im Sommer kümmert er sich, neben seinen Stöcken in Fiss, nämlich zusätzlich um die Bienenvölker auf der Hög in Serfaus. Stefan Mangott, Geschäftsführer der Seilbahn Komperdell, hatte die Idee zum Bau des spannenden Bienenhauses in Serfaus. Ein wunderbares Projekt, wie ich finde. Betriebsleiter und Imker Alfred war bei der Umsetzung von Anfang an dabei. Zusammen mit der Ausstellungskuratorin Mag. Lisa Noggler und Alfred inszenierte die Bergbahn das Bienenhaus liebevoll. Seit Sommer 2019 versorgt das Häuschen Groß und Klein mit spannenden Geschichten rund um die gelb-schwarzen Insekten. Das Bienenhaus ist Teil des aktuellen Nachhaltigkeitsprojektes in der Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis. In SFL denkt man einfach weiter. Hast du das liebevolle Video im Bienenhaus schon gesehen? Bei meinem Besuch auf der Hög erfahre ich zahlreiche interessante Fakten rund um das äußerst wichtige Insekt.
Ruhig Bleiba
Der Aufwand für ein Glas Honig ist wirklich beträchtlich und das Imkern eine wahre Wissenschaft. So ganz ungefährlich ist diese Leidenschaft aber nicht. Dementsprechend gut ausgerüstet und geschützt geht ein Imker an sein Werk. Bei meinem Besuch bei Alfred bekomme auch ich einen Arbeitsmantel mit Tüllhut und dicke Handschuhe. Auch wenn mein Herz trotz Schutzkleidung plötzlich ein wenig schneller zu schlagen beginnt, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und folge Alfred unauffällig vom Inneren der Holzhütte zu den zahlreichen Bienenstöcken. Mehr als ein Dutzend Völker sind hier in Fiss zuhause. Mit einem Freund betreut Alfred die Bienen hier. Etwa einmal pro Woche besucht er seine Insekten. Das Summen der Carnica-Bienen ist unüberhörbar. Während Alfred mir erzählt, dass ein Volk etwa 60.000 Bienen zählt, versuche ich, mich auf seine Stimme zu konzentrieren und die wuselnden Bienen um mich herum ein wenig auszublenden. Ich bin von den emsigen Tierchen derart fasziniert, dass in wenigen Sekunden gar kein Platz für Angst bleibt.
„Bienen mögen keine Unruhe und hektische Bewegungen. In der Ruhe liegt die Kraft. Also ruhig bleiba“, legt mir Alfred gleich zu Beginn ans Herz. Mit Gelassenheit arbeitet Imker Alfred an den Stöcken und Waben. Ich versuche sogleich, seinen Tipp in die Tat umzusetzen und meine innere Ruhe zu finden. Es funktioniert. Die Gesellschaft der Bienen scheint mich plötzlich zu beruhigen.
Alfred ist mit Leib und Seele Imker, das kann er selbst durch den vielen Tüll nicht verbergen. Der zweifache Familienvater liebt den Umgang mit Tieren und die Arbeit in der freien Natur. Beneidenswert! – denke ich mir. Er ist ein wahrer Naturbursche. „Wenn du gestresst von der Arbeit kommst, kannst du hier keine gute Leistung bringen. Du musst dich davor sammeln und ruhig werden. Die Tiere spüren das nämlich. Das Imkern tut mir einfach gut. In der heutigen lauten Zeit haben viele Leute nämlich verlernt, die Natur zu hören und daraus Kraft zu schöpfen. Hörst du die Natur bereits? Das Summen der Bienen, das Zirpen der Grillen, das Zwitschern der Vögel?“
Ganz schön busy
Für einen Kilogramm Honig müssen Bienen sage und schreibe 120.000 Kilometer zurücklegen – also drei Mal um unseren Planeten. Sie sind wahre Vielflieger und manchmal pro Flug über 100 Minuten unterwegs. Für nur einen leckeren Teelöffel Honig sammeln sieben Bienen ihr ganzes Leben lang. In einem ertragreichen Jahr produzieren die emsigen Tierchen eines Volkes insgesamt zehn Kilogramm Honig. Wenn man sich die Zahl 150.000 auf der Zunge zergehen lässt, hat man das Gefühl, dass ein Bienenvolk nur selten zuhause ist. Denn so oft fliegen alle Sammelbienen zusammen pro Tag aus, um Nektar zu sammeln.
Alle diese Zahlen hinterlassen ganz schön Eindruck bei mir. Was geht euch durch den Kopf? Bienen sind die wahren Helden unseres Planeten.
Alfred erklärt mir, dass es verschiedene Bienen gibt, die alle eine bestimmte Aufgabe haben: „So ist es bei dir auf der Arbeit doch auch? Du machst das, was du gut kannst. Bei einem Volk ist Teamwork angesagt. Pro Volk gibt es eine eierlegende Königin, die farblich markiert ist. Nach 21 Tagen schlüpfen die weiblichen Arbeitsbienen, die männlichen Drohnen, die doppelt so schwer wie die Mädels sind, sind für die Begattung ihrer Königin zuständig und brauchen ein paar Tage länger bis sie schlüpfen. Eine Königin entwickelt sich nach 16 Tagen. Das sind Dinge, die man beim Bienenhalten einfach wissen muss. Es ist schon eine Wissenschaft“, erzählt mir Alfred. Bei meinem Besuch erkenne ich ganz klar, dass die Bienen der drei Bienenberufe optisch anders aussehen. Die Königin, die bis zu fünf Jahre alt wird, schlemmt ihr ganzes Leben Gelée royale und ist dünner und länglicher. Findest du sie auf den Foto?
Von Bienchen und Blümchen
Die Partnersuche funktioniert bei den Blumen etwas anders als bei uns Menschen. Damit eine Polle von einer Blume zur anderen transportiert wird, braucht es die fleißigen Flieger im gestreiften Kleid. Wie der Mensch, will auch die Biene für ihre Arbeit belohnt werden, zwar nicht mit Schokolade, dafür aber mit süßem flüssigem Nektar. Nascht die Biene an dem Nektar, wird sie auch mit Pollen eingestäubt. Diese werden dann auf die nächsten Blüten verteilt, an der die Biene Nektar sammelt. Fast 1.500 Blüten fliegt eine Biene pro Flug an. Die Vorgänge in der Natur sind beeindruckend komplex und genial zugleich. Die Biene bestäubt die Blüten bei ihrem Besuch. Honig entsteht dann, wenn die Biene die gesammelten Nektarsäfte mit körpereigenen Enzymen anreichert, in Waben speichert und dort reifen lässt. Bist du auch so ein Honigtiger wie ich?
Ohne sie geht nix
Ohne jene Insekten würde unser Ökosystem gar nicht funktionieren. Mehr als 70% aller Nutzpflanzen sind auf die Bienenbestäubung angewiesen. Weltweit geht man davon aus, dass die Wirtschaftsleistung der bestäubenden Zunft etwa 150 Milliarden Euro wert ist. Nicht schlecht.
Jede Wabe bekommt ihren Deckel
Der reife Honig wird von den Bienen mit einer Wachsschicht (= Bienenwachs) überzogen. Imker bezeichnen diesen Arbeitsschritt als „verdeckeln“. Auf den Honig kommt wie bei einem Einmachglas also ein Deckel drauf. Die fleißigen Tierchen geben uns Menschen mit dem „Verdeckeln“ bescheid, dass der Honig reif und somit fertig ist. Im Winter, wenn nichts blüht, ernähren sich die Bienen von ihrem eingelagerten Honig.
Damit der Imker an den Honig kommt, muss er vor dem Schleudern den Deckel auf den Waben entfernen. Das entfernte Wachs wird anschließend gesammelt und eingeschmolzen. Aus dem eingeschmolzenen Wachs wird dann ein vorgefertigtes Wabenmuster erstellt. Das dient den Bienen als Basisgerüst für ihre Waben. So können die Bienen mehr Energie für das Honigproduzieren aufwenden. Stibitzt der Imker ihren Honig, füttert er die Bienen mit Zuckerwasser, damit sie gut durch den Winter kommen. „Alles soll man den Bienen aber nie nehmen“, so die Einstellung von Alfred.
Pssst... Honigtiger können übrigens hier ihren Honighunger stillen und ein leckeres Glas Bienenhonig aus SFL kaufen:
- Fergl's Hof in Serfaus
- Delikatessen Plangger in Serfaus
- Restaurant Seealm Hög in Serfaus
- Der Gasselbauer in Ladis
- Gusto Momente in Fiss