Das Chesa Monte erhält als erster Betrieb in Serfaus-Fiss-Ladis die Auszeichnung Grüne Haube | © Serfaus-Fiss-Ladis Marketing GmbH | Rene Raggl
Autorin Rosanna Battisti | © Rosanna Battisti
Rosanna

Das Chesa Monte trägt grün: Auszeichnung für naturbewusste Küchenphilosophie

16.02.2023 · Genuss, Ganzjährig
Die Gault Millau-Haube oder die Falstaff-Gabel: Sie sind ein Zeichen für besonders gute Küche. Doch was ist eigentlich die Grüne Haube? Das ****S Hotel Chesa Monte in Fiss gehört zu tirolweit nur sechs Hotels, die sich über die Verleihung dieser Auszeichnung freuen dürfen. Hotelierin Carina Winkler erzählt uns, warum sie auf Grün setzt – und wieso diese Auszeichnung eigentlich viel eher eine Gesamtphilosophie ist.

Lesezeit: 4 Minuten

Die grüne haube

„Die Philosophie der Grünen Haube passt genau zum Haus“, sagt Carina. Das Haus wird in zweiter Generation von ihr geleitet – und die Liebe zur ehrlichen, regionalen Küche wird hier schon lange gelebt. „Das Konzept der Grünen Haube gibt es seit 1990 und kommt ursprünglich aus der Steiermark“, erzählt sie. Die Auszeichnung wird vom gemeinnützigen, unabhängigen Verein Styria vitalis ausschließlich an bio-zertifizierte Restaurants und Hotels verliehen. Das Gütekriterium garantiert, dass Gäste in diesen Betrieben vollwertig-vegetarische Gerichte genießen können, hergestellt aus Lebensmitteln in Bio-Qualität. Damit setzen die Betriebe nicht nur kulinarische, sondern auch gesundheitliche, ethische, regionale und nachhaltig-ökologische Maßstäbe.


Comeback der Grünen Haube im Chesa Monte

 „Meine Eltern haben die Grüne Haube schon vor vielen Jahren entdeckt und durften diese Auszeichnung auch führen. Irgendwann hatten wir jedoch kein Küchenteam mehr, welches mitgespielt hat und somit mussten wir die Grüne Haube wieder abgeben“, erinnert sie sich. Vor vier Jahren wagte Carina dann einen zweiten Versuch: „Ich habe mich dazu entschlossen, mich wieder um die Grüne Haube zu bewerben. Das Chesa Monte kann sich mit dem nachhaltigen, biologischen Konzept sehr gut identifizieren.“

Der Prozess von der ersten Selbsteinschätzung – passt das Chesa Monte zur Grünen Haube? – bis zur tatsächlichen Verleihung war dennoch ein langer Weg: Rund eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis Carina mit ihrem Betrieb alle Richtlinien erfüllen konnte.


Vom Frühstück bis zum Abendessen grün

Der Kriterienkatalog für die Grüne Haube ist umfangreich und umfasst alle kulinarischen Bereiche im Betrieb, vom Frühstück über die Nachmittagsjause bis zum mehrgängigen Grüne Haube-Menü am Abend. Um die Auszeichnung zu erhalten, muss der Restaurantbetrieb bio-zertifiziert sein. Und hier lag auch die größte Schwierigkeit in der Umsetzung, erzählt Carina. „Die Bio-Zertifizierung sagt nicht alles über den Inhalt aus. Ein Fruchtsaft kann bio-zertifiziert sein, aber nur 40 Prozent echten Fruchtsaftanteil enthalten und der Rest ist Wasser.

Bei der Grünen Haube wird aber zusätzlich auf den Inhalt geachtet: So sind zum Beispiel am Frühstücksbuffet Säfte mit 100 Prozent Fruchtsaftanteil gefordert“, gibt Carina einen Einblick in die langwierige Suche nach den passenden Produkten und Lieferanten. Und noch etwas war für das Hotel essentiell: „Regionalität steht für mich eigentlich noch über der Bio-Zertifizierung. Ich will das die Küche die ‚Fisser Goggala‘ und die Fisser Gerste verwenden, die hier aus dem Dorf kommen und auch den Honig nutzen, den ein heimischer Imker herstellt .“

Hier konnte das Chesa Monte mit dem Verein Styria vitalis Kompromisse finden und fehlende Zertifizierungen mit weiteren, zusätzlichen Bio-Produkten kompensieren. „Anders hätte dies nicht funktioniert.“ Mit der Verleihung der Grünen Haube an das Chesa Monte im Jahr 2020 hat die Arbeit Früchte getragen: „Das war natürlich ein sehr gutes Gefühl, weil die Grüne Haube eine Auszeichnung ist, die man nicht einfach so erreichen kann. Und es war schön, dass der Betrieb die Auszeichnung nach so vielen Jahren wieder bekommt hat, denkt Carina zurück. „Gleichzeitig hat damit erst die wirkliche Aufgabe, die Grüne Haube zu halten, begonnen.“


Vollwertig vegetarisch kochen: Viel Aufwand, viel Wareneinsatz, viel Geschmack

War die Grüne Haube lange ein Qualitätsmerkmal für ausschließlich vegetarische Küche, darf mittlerweile auch Fleisch und Fisch aus nachhaltiger, bio-zertifizierter Zucht verwendet werden. Kernelement der Grünen Haube bleiben aber vollwertige vegetarische Gerichte, dazu muss der Betrieb auch Optionen für (Gluten-)Allergiker bieten. „Früher waren vegetarische Optionen oft ganz einfach die Beilagen. Das ist aber schon lange nicht mehr zeitgemäß.“ Wie einfallsreich und geschmackvoll vegetarische Haubenküche sein kann, zeigen die Gerichte, die das Küchenteam im Chesa Monte täglich aus der Küche schickt.

Hier treffen in Rotwein eingelegte Birne auf Schafgarbe, Sellerie auf geschmorten Kürbis, Gorgonzola auf Feige und Popcorn auf gebackenes Ei. „Die vegetarische Küche ist oft viel aufwändiger zu kochen und der Wareneinsatz ist eigentlich höher, weil man so viele verschiedene Produkte für ein Gericht braucht“, erzählt Carina, die selbst überzeugte Vegetarierin ist.


Strenge Kontrollen

Ob alle Richtlinien eingehalten werden, wird von der Grünen Haube jährlich kontrolliert, zugleich kommt auch das Kontrollteam für Bio-Zertifizierungen zweimal pro Jahr unangemeldet ins Hotel. Dann werden Menüpläne, Lieferscheine und Gästezahlen abgeglichen und Einkaufsrechnungen kontrolliert. Auch die Mitarbeiter im Haus müssen regelmäßig geschult werden. Hier bietet auch die Grüne Haube selbst Fortbildungen zur kreativen, vegetarischen und gesunden Küche an. „Die Schulungen sind sehr wichtig, damit die Mitarbeiter auch wissen, was hinter dem Konzept steckt und sie dahinterstehen können. Man muss ihnen Leidenschaft vorleben, dann funktioniert es besser“, ist sich Carina sicher.

Der große Aufwand lohnt sich für das Chesa Monte: „Wir erklären unseren Hausgästen immer persönlich, was hinter der Grünen Haube steckt und bieten jeden Abend die Wahl zwischen einem Grüne Hauben-Menü, das vollwertige vegetarische Gerichte beinhaltet und einem Gourmet-Menü. 40 Prozent wählen hier im Durchschnitt schon die fleischlose Option“, weiß Carina. „Den Gästen ist die gesunde, regionale und nachhaltige Ernährung wichtig, das haben wir gemerkt. Sie wollen sich nicht mehr einfach satt essen mit riesigen Portionen, da hat sich viel getan“, sagt die Hotelierin . „Und bei dieser Veränderung möchten wir als Hotel vorne mit dabei sein.“


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