Ein Besuch auf der Komperdell Alpe
Während ich um 2.45 Uhr in der Nacht noch in meinem Bett schlummere und tief im Land der Träume versunken bin, heißt es auf der Komperdell Alpe in Serfaus bereits „Tagwache“ für die Bediensteten.
Um 3.00 Uhr müssen dann alle, egal ob Senner, Beisenner, Hirte oder Staller beim Melken der Kühe mitanpacken. Rund zwei Stunden werden dafür benötigt, um alle 207 Kühe, welche im Sommer 2015 auf der Komperdell Alpe weiden, zu melken. Zwischenzeitlich bereiten die zwei Frauen auf der Alpe das Frühstück und die Lunchpakete vor.
Während die Hirten außer Haus sind, heißt es auch in der Alpe „richtig anpacken“. Miriam, welche ihr erstes Jahr als Beisennerin auf der Komperdell Alpe verbringt, berichtete mir:
„Während die Hirten mit den Tieren unterwegs sind, machen wir uns an die Produktion von Butter, Milch und Käse. Der Staller sorgt dafür, dass die Tiere nach Ihrer Rückkehr wieder einen sauberen und ordentlichen Stall vorfinden. Im Sommer produzieren wir rund 2.500 kg Butter und 25.000 kg Käse. Des Weiteren sorgen wir zu zweit dafür, dass auch im Haus Sauberkeit und Ordnung herrscht und wir kümmern uns bereits um das Abendessen.“
Es herrschen strengste Hygienevorschriften bei der Produktion. Zwei Käsesorten werden auf der Alm produziert. Der Almkäse benötigt eine Reifezeit von 6 Wochen und der Bergkäse (ein Hartkäse) muss 3 Monate lang reifen.
Bereits seit Jahrzehnten wird auf der Komperdell Alpe Butter, Milch und Käse erzeugt. Im Jahre 1976 erfolgte ein Neubau und seit damals wurde die Alm stetig erweitert und modernisiert.
Auf der Komperdell Alpe sind nicht nur Tiere aus Serfaus zu finden. Sie kommen aus dem gesamten Bezirk. Auch Kühe aus dem hinteren Ötztal finden den Weg auf die Serfauser Alm. Rund 90% der Tiere sind Grauvieh. Jeder Melkvorgang wird genauestens verzeichnet und die Bauern bekommen dann genau den Anteil an Butter, Milch und Käse, welchen ihre Tiere abliefern. Darüber hinaus haben die Landwirte die Möglichkeit, die Produkte für den Eigenbedarf oder -verkauf abzuholen oder die hochwertige Ware in lokalen Supermärkten verkaufen zu lassen. Sollte die Ware in den Märkten verkauft werden, erhalten die Bauern auch hier ihren genauen Anteil am Umsatz.
Der Abend bricht an und die Arbeit ist noch lange nicht getan. Um 18.30 Uhr werden die Tiere von den Hirten wieder zurück in die Ställe getrieben. Diesen Vorgang nennt man „huam keima“ (heimkommen). Das bemerkenswerte hierbei: Sobald die Tiere 1x im Stall waren, finden diese selbstständig ihren zugeordneten Platz im jeweiligen Stall.
Um 19.30 Uhr geht es dann wieder ans melken und anschließend gibt es das Abendessen. Um 22.00 Uhr herrscht dann Nachtruhe, ehe 4 Stunden und 45 Minuten später schon wieder der Wecker klingelt. Und das alles an 7 Tagen der Woche.
Am 20. September findet heuer der Almabtrieb in Serfaus statt. Hierfür werden die Tiere geschmückt und mit musikalischer Begleitung und großer Begeisterung im Dorf empfangen. Die schönste und stärkste Kuh erhält den Stechstaffel mit einem Spiegel, den Milchstaffel erhält jene Kuh, welche die meiste Milch über den Sommer ablieferte. Der Almabtrieb bzw. das Schmücken der Tiere findet nur statt, wenn über den Sommer keine Kuh verunglückt.
Nach dem Abtrieb freuen sich auch die Almbediensteten auf das anstehende Fest und natürlich auch auf das ein oder andere Bier. Denn auf der Alm herrscht für alle Arbeiterinnen und Arbeiter strengstes Alkoholverbot.
Wie man aus den Zeilen erfahren konnte, ist das Leben und Arbeiten auf der Alm kein „Zuckerschlecken“. Jeden Tag sind die Verantwortlichen bis zu 20 Stunden auf den Beinen um für frische, hochwertige und regionale Ware zu garantieren.
Es werden auch wöchentlich Sennerei-Führungen angeboten.