People of SFL: Meeresbiologe Arnold Mangott
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Vom Gipfelmeer in die Weltmeere
Die Leitung ist kristallklar wie ein Bergsee in Serfaus-Fiss-Ladis. Ein Hoch auf die Technik! Arnold und mich trennen unglaubliche 15.000 km als ich ihn in Australien anrufe. Gespannt klebe ich an seinen Lippen und entlocke ihm seine ganz persönliche Geschichte über die neue Heimat und auch seinen Sehnsüchten nach Serfaus. Home is where your heart is. Sein Herz schlägt eindeutig für Austr(al)ia. Noch Fragen? Also ich habe einige an ihn. „Tauche“ ein in seine Story und lies weiter!
I bin donn mol weck
Bei meinem Gespräch mit dem Serfauser lerne ich ihn als neugierigen und gelassenen Weltenbummler kennen, der ganz vernarrt in das Element WATER ist. Genau genommen schmeckt es recht „salty“. „Tausche Süßwasser gegen Salzwasser“, dachte sich nämlich der Serfauser vor rund zwei Jahrzehnten und verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Down Under und sein Arbeitsplatz ging sprichwörtlich "baden".
Nach der Matura an einer renommierten Tourismusschule in Innsbruck packte er seinen Rucksack und trampte ein Jahr lang um die weite Welt. Durch seine Reisen hat er die Liebe zu den Meeren und zum Tauchsport entdeckt. Pssst… Vor der Matura war sein großer Traum übrigens ein professioneller Skifahrer zu werden. Er hat seinerzeit des Öfteren die Bezirkscups und Bezirksmeisterschaften gewonnen. Schnee ist ja eigentlich auch nur Wasser. So passen seine zwei Leidenschaften Ski- und Wassersport doch ganz gut zusammen, oder?
Nach wertvollen Erfahrungen an der Skihauptschule in Neustift und der Villa Blanka sowie auf seiner Weltreise legte er sogar ein berufliches Intermezzo bei einer Bank ein. Das Geschäft mit dem „Papier“ war jedoch auch nicht so seines und so jobbte er anschließend in der Wellnessresidenz Schalber in Serfaus als Kellner. Im Winter leitete er sogar zwei Saisonen das beliebte Restaurant im Masner in Serfaus. Und was hat der vielseitige Serfauser in den Zwischensaisonen gemacht? Sonnenklar! Er erlag erneut seiner Wander- und Tauchlust und ging seinen zwei Leidenschaften ausgiebig nach.
Papa, i studier iatz Meeresbio
Arnold ist einer der drei Söhne des einstigen Serfauser Bürgermeisters und Geschäftsführers der Seilbahn Komperdell GmbH Georg Mangott. Während beispielsweise sein älterer Bruder Stefan in die Fußstapfen seines Vaters bei den Seilbahnen trat und sein jüngerer Bruder Peter das Zepter in der Berggastronomie in Serfaus schwingt, zog es Arnold immer schon in die Ferne. A wie anders oder abenteuerlich. 1998 ließ Arnold das Gastgewerbe hinter sich und studierte zuerst Biologie in Wien und anschließend Meeresbiologie in Australien. „Ich wollte Meeresbiologie studieren, was allerdings an der Uni Wien sehr eingeschränkt gelehrt wurde, so ging es für mich in die Ferne“, so Arnold.
One-way ticket
„Goodbye Serfaus“ hieß es Anfang 2003, als er sich ein „one-way ticket“ nach Townsville im Nordosten im fernen Australien kaufte. „2003/04 habe ich dann meinen Magister in Meeresbiologie auf der James Cook University fertig gemacht. Die Uni hier hat mir die drei Jahre in Wien angerechnet. Gleich am Anfang hatte ich Jess, meine Frau, kennengelernt, die zur gleichen Zeit Meeresbiologie zu studieren angefangen hat“, grinst der Austro-Australier durchs Telefon.
Mit Jess hat er zwei wunderbare Kinder: India (9) und Luca (7). Meine Frage an ihn: Können deine Kids deine Muttersprache? Daraufhin Arnold: „Ich habe es ein wenig verschlafen, den Kindern Deutsch zu lernen, was ich bereue. Ich habe mir aber jetzt fest vorgenommen, sobald wir mit ihnen reisen, diese Gelegenheit zu nutzen, ihnen meine Heimatsprache beizubringen.“ Ob sie dann Tirolerisch lernen werden? Wer woas!?
Tausche Forelle gegen Wal
2009 reichte Arnold dann seine Doktorarbeit über das Verhalten von Zwerg-Minkwalen, die übrigens erst in den 80er-Jahren entdeckt wurden, ein. Durch seine Arbeit in verschiedenen Forschungsorganisationen wie Reef Check wurde seine Leidenschaft zum Tauchen und zur Meeresbiologe noch weiter gefördert. Ob er in seiner einstigen Heimat auch so eine Wasserratte ist und vergnügt vom Sprungturm in den Högsee springt?
Später wechselte er dann von der Makro- (Wale) in die Mikrobiologie und beschäftigte sich intensiv mit Meeres- und Frischwasser-Mikroalgen. Die Forschung wurde dabei von einer privaten Firma gefördert, die die Algen für Abwasserreinigung, Treibstoff und Gesundheitsprodukte (Omega-3, Pigmente, Eiweiß) züchten wollte. Die Welt von Arnold unterscheidet sich ganz schön von der seiner zwei Brüder back in Serfaus, nicht wahr? Da gibt es bestimmt immer genug zu erzählen, wenn sich die drei Brüder wieder einmal sehen bzw. hören!
5 Dinge, die Arnold an SFL besonders vermisst
Wie zu Beginn bereits versprochen, verrät dir der Auswanderer nun, was er an SFL besonders vermisst und worauf er sich bei seinem nächsten Besuch bereits wie ein kleines Kind freut. Auch wenn er in Australien angekommen ist und sich zuhause fühlt, gibt es doch noch immer ein unsichtbares Band zwischen ihm und seiner einstigen Heimat. Einmal Serfauser, immer Serfauser. Arnold muss nicht lange nachdenken, was er an SFL am meisten vermisst. Family is all that matters.
1. Family time
Was ich am meisten in Australien vermisse, ist meine Familie. Ich vermisse meine Familie sehr und es ist nicht leicht, so weit weg zu wohnen. Deshalb versuchen wir zumindest einmal im Jahr nach Serfaus zu kommen. Ich genieße es sehr, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, das Essen der Mama wieder kosten zu dürfen, meine Kinder mit Oma und Opa und ihren Onkeln/Tanten/Cousins zu sehen und mit meinen zwei Brüdern und deren Familie zusammen zu sitzen und ein Glas oder zwei zu trinken. Mir ist es sehr wichtig, dass ich einen engen Kontakt aufrechterhalte und dass meine zwei Kinder einen Bezug zu meiner Familie und zu dieser wunderbaren Region haben.
2. Hiking
Ich bin von klein auf gerne gewandert. Mit Papa bin ich schon mit sieben Jahren auf allen Serfauser Gipfeln gestanden. Schon dazumal hat mir das sehr viel gebracht, mit Mama und Papa wandern zu gehen, ihnen zuzuhören, wie es früher beim Hüten war, die Namen der verschiedenen Ecken, Scharten und Gipfel zu lernen. Das Gebiet ist einfach wunderschön zum Wandern. Jetzt mit meiner Familie versuchen wir meistens im späten Frühling bzw. Anfang Sommer zu kommen, wenn die Wiesen in voller Blüte stehen. Groß und Klein kann da einfach so viel entdecken, angefangen von der Blumenvielfalt über die Walderdbeeren und Pilze im Wald bis hin zu den pfeifenden „Murmelen“, den Rehen und Gamsen. Das alles ist einfach immer ein wunderbares Erlebnis.
3. Mountain biking
Serfaus-Fiss-Ladis ist ein Traum für Mountainbiker. Man findet da für jeden etwas, von leicht bis extrem. Mountainbiken in dieser Region hat viele Reize für mich. Wenn man sich ein bisschen auskennt, kann man im Nu ‚off the beaten track‘ alleine durch den Wald radeln und die Natur genießen. Es ist unbeschreiblich, durch den alten, von Moos überzogenen, duftenden Nadelwald zu fahren und wirft mich immer wieder in meine Kindheit und Jugend zurück. Die gesunde Luft und das Panorama über die Alpengipfel, wenn man dann höher klettert, ist einfach einzigartig und immer ein Erlebnis. Die Region hat sehr viel in diesen Sport investiert und solch ein Angebot und eine Auswahl von Parks, Tracks und Trails findet man nur selten auf der Welt.
4. Winter sports
Ich bin mit dem Wintersport, vor allem mit dem Skifahren, aufgewachsen. Ich vermisse den Winter, die kalte Luft, die verschneite Landschaft. Ich vermisse den Anblick, wenn man beim Fenster hinausschaut und es so richtig dicke Flocken schneit. Meiner Familie das Skifahren zu lernen (mit viel Geduld und Hilfe von Opa natürlich) und zu sehen, dass es meiner Frau und meinen Kindern so richtig Spaß macht auf den Pisten zu fahren, die ich in- und auswendig kannte, ist wirklich schön. Aber auch selber auf den gepflegten Pisten die Skier unter den Füßen und die kalte Luft im Gesicht wieder zu spüren, zu carven, wenn es so richtig hart ist, ist etwas, was mir sehr abgeht. Skifahren, Snowboarden, Rodeln, Schneeballschlachten mit den Kindern und Oma und Opa, Einkehr in der Seealm Hög oder im Leithe Wirt und etwas Gutes essen, sich mit einer heißen Schoko mit Rum aufwärmen, das und vieles mehr sind sehr spezielle Sachen, die man als selbstverständlich empfindet, wenn man dort lebt, es aber in der Ferne sehr vermisst.
5. Mamas Küche
Mamas Küche ist natürlich immer eine feine Sache. Darüber hinaus vermisse ich natürlich auch die Tiroler Kost, a guate Tiroler Kalbsleber, a Gschnetzeltes, an guatn Speck, die Brot- und Käsevielfalt. So ist das mit dem Essen .... dahuam bleibt halt immer dahuam!
Zukunftspläne
Was hat sich der abenteuerliche Arnold für seine Zukunft vorgenommen? Das austro-australische Paar hat 2019 ihre Jobs gekündigt und einen großen Entschluss gefasst: „Wir möchten uns die Welt da draußen gemeinsam mit unseren zwei Kindern ansehen. Dieser Traum von einer Weltreise wird hoffentlich bald in Erfüllung gehen. Die Corona-Krise hat unsere Pläne etwas durcheinander gebracht. Aber hier sind wir ja nicht die Einzigen. Die Koffer sind aber schon mal gepackt. Und ein Stopp in meiner Tiroler Heimat ist gewiss. Pfiat di & goodbye!“, lächelt Arnold Mangott durchs Telefon.